Warum Abstillen nichts mit Erziehung zu tun hat

(Auszug aus einer Kolumne auf derStandard.at Den kompletten Artikel inklusive der ursprünglichen Antwort des Pädagogen Jesper Juul lest ihr hier)

Fragestellerin an Jesper Juul:

„Ich möchte Sie heute um eine Formulierungshilfe bitten. Unsere Tochter ist zweieinhalb Jahre alt und wird noch nach Bedarf gestillt. Bisher geschieht dies mit dem Einverständnis aller Beteiligten. Aber langsam merke ich, dass ich gern abstillen beziehungsweise das Stillen reduzieren möchte. Unsere Tochter liebt es, gestillt zu werden, und sie ist es gewohnt, dass sie das vor allem in der Nacht zum (Wieder-)Einschlafen auch jederzeit darf. Ich möchte das nun aber gern reduzieren, und ich suche nach den geeigneten Worten, um meiner Tochter zu erklären, warum ich ihr dieses „Zaubermittel“ jetzt auf einmal nehmen will.
Die Wahrheit ist, dass mein Schlaf sehr leidet unter den vielen Unterbrechungen, dem vielen Stillen. Ich möchte gern wieder besser schlafen und glaube, dass es besser wäre, wenn ich ihr in Zukunft anders in den Schlaf zurückhelfe. Vielleicht durch mehr Kuscheln – sie schläft bei uns im Bett. Nachts geht für sie momentan nur Mama, und ich würde das auch gern erstmal so belassen – weniger Stillen erscheint mir schon Veränderung genug, da will ich nicht auch noch die gewohnte nächtliche Hauptbezugsperson austauschen.

Wie erkläre ich ihr die neue Situation? Mir ist klar, dass ich ihren Frust aushalten muss, und ich möchte gern Worte finden, mit denen ich Verständnis für sie und für mich ausdrücken kann. Ich möchte sie liebevoll und mit Respekt in ihrem Frust begleiten, aber ich möchte auch, dass sie versteht, warum ich mit dem Stillen aufhören will. Können Sie mir soufflieren?“

 

An dieser Stelle könnt ihr hinüber auf die Original-Kolumne hüpfen und die Antwort des „Erziehungsgurus“ lesen. Oder ihr bleibt hier und lest die Antwort einer Stillberaterin (in Ausbildung), von der ich hoffe, dass sie die fragende Mutter erreicht.


Liebe Unbekannte,

zunächst einmal möchte ich Ihnen großen Respekt und Hochachtung aussprechen. Ich selbst stille meinen zweiten Sohn bereits seit 16 Monaten, knüpfte fast nahtlos an die Stillzeit des ersten an und weiß daher ganz genau, wie viel Kraft und Aufopferung es bedarf, ein Kind 2,5 Jahre nach Bedarf zu stillen und nicht durchschlafen zu können. Wie viel Empathie, Liebe und Großmut das voraussetzt. Wie stark und tapfer Sie sind! Wie liebevoll und taff! Das ist eine wahnsinnige Leistung, auf die Sie sehr stolz sein können und die für immer Teil Ihrer Biographie sein wird. Ich bewundere Sie und ihre Entscheidung.

Nun sind Sie müde und sehnen sich nach etwas mehr Freiraum. Sicher auch nach einer Nacht ohne geweckt zu werden und vielleicht auch danach, ihren Körper wieder für sich allein zu haben. Und das ist Ihr gutes Recht. Ich weiß genau, welche Macht hinter einer solchen Entscheidung steht und vor allem auch, was das in Ihnen auslöst. Sie sind selbst hin und her gerissen, fragen sich, ob das die richtige Entscheidung ist, ob sie sie bereuen werden und ob Ihre Tochter sich mit dieser neuen Situation gut wird zurecht finden können. Sie haben bestimmt einige Tage, vielleicht Wochen sehr eindringlich darüber nachgedacht. Eine leichtfertige Entscheidung war dies sicher nicht. Ich kann lesen, dass Sie an dem „Zaubermittel“ viel Gutes finden können. Und auch, dass Sie das Sicherheitsbedürfnis Ihres Kindes gern gestillt haben. Das, was Sie beide haben, wird Ihnen keiner mehr nehmen können. Und es wird nicht kaputt gehen, wenn Sie das Stillen nun reduzieren oder gar abstillen.

 
Das natürliche Abstillalter eines Kindes liegt zwischen dem 2. und 7. Geburtstag – damit gehört Ihr Kind also zu den jüngeren Abstill-Kindern, gesundheitlich ist es jedoch nicht bedenklich und auch psychisch wird Ihr Kind diesen – emotional begleiteten! – Schritt sicher gut verkraften. Ich möchte Ihnen also Mut machen, gut für sich und Ihre Bedürfnisse zu sorgen. Wann der richtige Zeitpunkt ist, um Abzustillen, das wissen schließlich nur Sie und Ihr Kind allein!

Es gibt einen sehr bedürfnisorientierten und dennoch konsequenten Weg, das Stillen zu reduzieren und schließlich einzustellen. Bei der Methode nach Jay Gordon legen Sie einen Zeitraum von 7 Stunden in der Nacht fest, in dem Sie nicht mehr stillen möchten. In dieser Zeit stillen Sie erst weniger und nach einigen Tagen gar nicht mehr in dieser Zeit, auch nicht, wenn Ihr Kind es einfordert. Sie bieten stattdessen andere Methoden zum Einschlafen an und – noch wichtiger – Ihre Nähe. Sie finden alle ausführlichen Informationen dazu im Link. Und darüber hinaus stehe ich Ihnen für Fragen und eine Begleitung gern zur Verfügung, wie sicherlich eine Stillberaterin in Ihrer Nähe es auch tun würde.

Seien Sie sich bewusst: auch wenn Ihr Kind sein Saugbedürfnis und Hungergefühl in der Nacht trainieren lernen wird – sein Nähe- und Geborgenheitsbedürfnis lässt sich nicht wegerziehen. Das ist da, des Pudels Kern, sozusagen. Und genau nach diesem Tempo darf der Abstillprozess sich nun richten. Protestiert Ihr Kind also in der Nacht, so helfen Sie ihm und begleiten seine Emotionen. Seien Sie da, spürbar da. Physisch und psychisch. Seien Sie klar und entschieden, bleiben Sie gern bei sich, doch signalisieren Sie Ihrem Kind stets, dass Sie noch da sind. Dass nun alles ein wenig anders wird, aber dass SIE noch da sind. Dass Sie es halten und wärmen und einen Weg finden können, seine Seele zu nähren, auch wenn dieser nicht mehr das Saugen an der Brust beinhaltet. Wie viel Zeit Sie benötigen, kann keiner sagen. Halten Sie sich nicht an Zeitfenster, sondern schreiten Sie im Tempo Ihres Kindes. Diese 10 Nächte werden anstrengend und hart – körperlich für Sie und genauso auch emotional bewegend. Sorgen Sie gut für sich! 

Es gibt keinen Grund, das gemeinsame Schlafen zu streichen, außer Sie beide möchten es nicht mehr. Und daher bin ich in diesem Punkt ganz bei Ihnen: entziehen Sie ihrer Tochter keinesfalls die nächtliche Hauptbezugsperson, sondern laden Sie Ihr für die schwierige Phase der Umstellung eher noch einen extra Tank Liebe und Nähe auf. So wird das Abstillen sicher klappen – genau so liebevoll und geborgen, wie Sie bisher mit Ihrer Tochter lebten.
Erinnern Sie sich immer wieder, dass es um Ihren Schlaf geht und nicht um vermeintliche Erziehungsziele. Ob und wie ihr Kind sich entwickelt hängt nicht allein mit der Dauer Ihrer Stillbeziehung zusammen, sondern mit sehr vielen anderen Faktoren. Unter anderem mit den Beziehungserfahrungen, die Ihr Kind in seinem Leben macht. Verlässliche, sichere Bindungen zu den Menschen, die es liebt und von dem es geliebt wird, werden immer Säulen seines Lebens sein. Auch, wenn die Brust schon lange kein Thema mehr sein wird. Haben Sie Vertrauen, gönnen Sie sich und Ihrem Kind einen liebevollen und behutsamen Abschied von einer wunderschönen Stillzeit und begegnen Sie dieser Beziehungserfahrung achtsam und respektvoll – dann werden SIE BEIDE Sie als vollen Erfolg verbuchen können.

Vielleicht können Sie nun eigene Worte für Ihr Kind finden? Sie sind der Experte für Ihr Kind. Hören Sie auf Ihre innere Stimme, auf Ihr Herz. Atmen Sie ein paar Atemzüge und denken Sie einen Gedanken. Gibt es Worte, die Sie sprechen möchten?
Die Worte, die Sie wählen, werden Ihre Tochter nicht so sehr berühren, wie die Handlungen, für die Sie sich entscheiden. Vielleicht sagen Sie Ihr, dass Sie sie lieben, immer da sein und sie halten werden. Nicht nur in den guten und bunten Zeiten – sondern eben auch dann, wenn es mal beschwerlich wird.


Ich wünsche Ihnen alle Kraft und Zeit, die es braucht, Vertrauen, Achtsamkeit und Liebe.
Und schon bald erholsame Nächte, für Sie und Ihr Kind.

Alles Liebe,
Ihre Kathrin

 


 

Sehr geehrter Herr Juul,

ich schätze Ihre Arbeit als Pädagoge und Autor einiger Erziehungsratgeber wie „Dein kompetentes Kind“ sehr. Ich weiß, dass Sie viele Menschen weltweit inspirieren konnten, beziehungsorientiert mit ihren Kindern zu leben. Sie schafften es, Eltern für die Fähigkeiten und Kompetenzen ihrer Kinder zu sensibilisieren und Mut zu machen, neue Wege zu beschreiten, fernab von Dogmen und altbackenen Erziehungsansichten. Vielleicht verstehen Sie, dass ich beim Lesen Ihrer wenig beziehungsorientierten Antwort auf die Frage einer Hilfesuchenden  erschrocken war. In einem Punkt möchte ich Ihnen Recht geben: das Abstillen hat etwas mit Loslassen der Mutter zu tun. Und das fällt wahnsinnig schwer. Die Entscheidung, nach 2,5 Jahren die Stillbeziehung zu beenden, hat in den seltensten Fällen ideologische Hintergründe. Mütter sind dann ob ihrer Leistung ermüdet und erschöpft oder wünschen sich die volle Eigenkontrolle über ihren Körper zurück. Zudem würde mich persönlich die Studie, die belegen kann, dass länger gestillte Kinder Unsicherheiten und Ängste entwickeln und Ihren Erläuterungen folgend scheinbar weniger kompetente Kinder sind als andere, brennend interessieren. Ein Kind, das seine Bedürfnisse äußert und eine Mutter, die diese langfristig erwidern möchte – das ist für mich als Stillberaterin ein Geschenk. Eine schützenswerte Beziehung, die zu ihrem Ende sicher nicht Vorwürfe, Verurteilungen und das Schüren unbegründeter Ängste benötigt, sondern Verständnis und kompetente, empfindsame Begleitung.

Als Stillberaterin, stillende Frau und bindungsorientierte Mutter möchte ich Ihnen nahelegen, die Empfehlungen der WHO, die Informationen der La Leche Liga oder der AFS e.V. zu studieren und gegebenfalls langjährige Fachkolleginnen und ihre Publikationen zu Rate zu ziehen, um künftig kompetente Kinder und kompetente Eltern auch kompetent beraten zu können. Oder eben direkt an sie zu verweisen und sich eine Antwort, die irgendwas mit einer Erziehung zu tun, die fehl am Platz ist, einfach – Sie mögen mir die Direktheit verzeihen – zu sparen.

Bei Zahnschmerzen kann schließlich nur der Zahnarzt beraten – und in den seltensten Fällen der Schuster, der lieber bei seinen Leisten bleiben sollte.

 

Hochachtungsvoll,

Kathrin B.

 


Frauen! Sucht euch Stillberaterinnen! 

Wir machen diesen „Job“ WEIL wir euch helfen wollen – auch beim Abstillen, wenn ihr euch das wünscht!

Schreibt mir eine Email, wenn ihr Fragen oder Probleme habt, kontaktiert mich auf Twitter oder Facebook oder schreibt mir dort direkte Nachrichten. Ich helfe gern – auch über Entfernungen hinweg! Lasst uns skypen oder telefonieren – wir finden einen Weg! Ganz bestimmt.

Weitere Stillberaterinnen (in eurer Nähe) findet ihr hier oder hier.

20 Antworten

    • Danke, liebe Kathrin – ich hoffe, dein Text erreicht viele Mütter (und Väter) in ähnlicher Situation! Ergänzend zur Methode von Jay Gordon möchte ich hier noch meine Methode festhalten, die ich als es so weit war spontan entwickelt habe:

      Es schien mir zu schwierig, mein Kind im (ungefähr stündlichen) Abstand zu vertrösten und das sieben Stunden lang. Statt dessen habe ich bei jedem Ruf nach meiner Brust mein Kind in den Arm genommen, es getröstet und gesagt, meine Brust und ich müssten uns noch etwas ausruhen. „Noch ein Mal schlafen, danach gibt’s wieder Mamamilch.“ So habe ich mein Kind begleitet, bis es wieder eingeschlafen ist. Und beim nächsten nächtlichen Aufwachen (ganz egal wie lange es dazwischen geschlafen hatte) gab ich meinem Kind dann tatsächlich so viel und lange Mamamilch wie es wollte. Ganz automatisch sind auf diese Art die Abstände des nächtlichen Aufwachens und nach mir Rufens immer seltener geworden. Lange geblieben ist genau ein Mal nachts aufwachen. Und auch das verschwindet gerade.

      Vielleicht ist diese Methode auch für andere Mütter eine Alternative zu Gordon. Und sicherlich gibt es noch andere Möglichkeiten? Es wäre doch schön, eine kleine Sammlung an alternativen „Rezepten“ vorzustellen.

      Viele Grüsse
      die Quatschmama

      • Weil ich beim nochmaligen Lesen feststelle, dass ich meine Methode nicht optimal erklärt habe: Ich habe beim ersten nächtelichen Ruf beruhigt ohne zu stillen – beim zweiten dann gestillt. Beim dritten wieder beruhigt, beim vierten gestill und so weiter. Also immer im Wechsel bis die Nacht vorbei war.

        Ja, die ersten Nächte mit dieser Methode waren unglaublich anstrengend – aber es hat bei uns innerhalb ca. zwei Wochen dazu geführt, dass die Aufwach-Abstände des Kindes immer grösser wurden. Ein paar Monate habe ich dann noch abends und morgens gestillt. Welch Erleichterung gegenüber den nächtlichen Stundenabständen!

        • Liebe Quatschmama,
          ich finde deinen Kommentar so schön und so wichtig, denn er zeigt: es gibt nicht diese eine Methode, die auf alle zutrifft und passt. Es gibt nur die Familie als System, die wir betrachten und auf die wir eingehen müssen und dann findet sich auch der Weg, den genau diese Familie zu genau diesem Zeitpunkt benötigt.
          Ich danke dir sehr <3

  1. Ich bin keine Stillberaterin, aber eine Mutter, die mit ihrem Kind und mit sich selbst in Kontakt steht.
    Ich werde hier unseren Weg des Abstillens aufzeichnen.
    Ich habe meinen Sohn mit ~ einem und einem dreiviertel Jahr begonnen abzustillen, da mein Instinkt mir klar gezeigt hat, dass es nun Zeit ist.
    Ich habe mich auf den Prozess via Meditation vor der Schlafenszeit klar vorbereitet, um die Stärke und Ruhe für diesen Schritt zu haben. Das Abstillen habe ich in zwei Etappen geteilt, um es für ihn, als auch für mich sanft zu gestalten. Ich begann mit dem Einschlafstillen tagsüber, wie zur Nacht und folgte ein viertel Jahr später mit dem Nachtschlaf.
    Den Abend haben wir in dem Zeitraum mit einem klaren Abendritual strukturiert. Kerzen an, ruhige Musik, Badewanne. Zwei bis drei Tage vor dem Abstillen hab ich ihn drauf vorbereitet in dem ich gesagt hab, dass die Brust nun bald „Alles alle“ wäre und als es dann soweit war, musste ich nur „Alles alle“ sagen. Er hat einmal geweint, aber ließ sich schnell beruhigen. Beim nächtlichen Abstillen hab ich ihn mit immer wieder kehrenden Worten beruhigt. „Ich hab dich lieb. Alles ist gut. Ich bin bei dir.“ Auch hier hat mein Sohn nur ein mal protestiert und ließ sich weiter schnell beruhigen. Noch heute erscheint es mir fast wie Zauberei. Vor allem da er nach dem nächlichen Abstillen geschlafen hat!, nicht durch, aber er war auch nicht mehr 20 Mal oder ähnliches wach.
    Uns tat das Abstillen gleichermaßen gut und noch heute, ein Jahr später, spielen wir manchmal „aus der Brust trinken“, also bin ich der Meinung, dass es keine Wunden hinterlassen hat.
    Vielmehr möchte ich jede Frau motivieren Schritte zu wagen und auf ihren Instinkt zu hören unabhängig davon was die beste Freundin, die Gesellschaft oder das Idol macht. Auch beim Stillen gilt, es gibt kein Besser und es gibt keinen Gewinner, sondern es gibt nur dich und dein Kind und wenn einer von beiden leidet, muss was verändert werden. Ich sage das hier so deutlich, da ich mich unheimlich unter Druck haben setzen, dass es viel zu früh zum Abstillen wäre, dass ich nicht richtig wäre, dass ich auszuhalten hätte. Aber das stimmt nicht! Mein Sohn und ich haben es genau richtig gemacht. Seid mutig Frauen! Hört auf euren Instinkt und das gilt nicht allein beim Abstillen.

  2. Hallo Kathrin,

    ich bin schon lange stille Mitleserin und wollte mich mal hier zu Wort melden mit meiner Abstillgeschichte. Generell gebe ich Dir Recht, dass Abstillen nichts mit Erziehung zu tun hat!
    Aber was auch stimmt, was Juul sagt: es kann auch wirklich „nur“ eine Gewohnheit sein. Eine liebgewonnene natürlich, aber eine Gewohnheit. Wann das der Fall ist, merkt man im besten Fall rechtzeitig…

    Bei uns war es nämlich so: meine Tochter war ein Stillkind durch und durch. Schnuller, Flaschen, Ersatzmilch wurde alles verschmäht…Sie wurde bis ca. 11 Monate beinah voll gestillt und Essen war nur Spaß..dann langsam fing sie an mehr und mehr zu essen. Mit 1,5 kam sie in eine Krabbelgruppe einer Kita..da war es auch noch schöne Gewohnheit erst beim Abholen eine kleine Auftankrunde, dann zuhause auf dem Sofa nachmittags…als sie dann 19 Monate alt war, wollte ich langsam nicht mehr und fuhr mit meinem Mann 4 Tage alleine weg, sie wurde von der Oma betreut. Es war sehr schwer (obwohl sie in der Kita auch prima ohne Brust schlief etc.)…und als wir heimkamen, brüllte sie jeden Abend 2 Wochen lang immer 1 Stunde nach der Brust. Ich konnte es nicht aushalten natürlich und habe sie dann doch wieder gestillt…(relaktation war kein Problem ;-)) ABER: ich habe „striktere“ Regeln gesetzt. Ich hatte wirklich keine Lust mehr, sie tagsüber zu stillen. Das war auch völlig problemlos..dann habe ich das Stillen immer wieder eigenhändig „abgekürzt“ und das reine Nuckeln etwas unterbunden. Immer mal wieder gesagt, so, jetzt ist alle…und auch langsam das Einschlafen abgekoppelt. Sie schlief immer weniger dabei direkt ein, sie trank kurz und sang dann, quatschte noch gut 20 Minuten bis sie einschlief. Nur das Aufwachen bzw. wieder-Einschlafen nachts war immer noch fest an Stillen gebunden. Die reine Gordon-Methode fand ich für uns schwerer zu praktizieren, weil wir alle (mit Kind Nr. 1 auch) in einem Zimmer schlafen.
    Und dann, schließlich, musste ich (sie war schon 2 Jahre) wieder wegfahren für 2 Tage – und mir war klar, wenn ich zurückkomme, das war es. Ich will nicht mehr. Es war nur noch eine Gewohnheit. Sie konnte bestens ohne Einschlafen. Ich kam nach Hause, sie bat mich um die Brust im Bett, ich sagte, es sei alle, sie weinte – ganz kurz, 2 Minuten – und schlief ein. Und durch! ;-)) Am nächsten Abend noch einmal fragte sie danach – weinte wieder kurz, 1 Minute – und schlief. Das war es! Und seitdem erzählt sie fröhlich davon, dass sie, als sie ein Baby war…etc.pp.
    Und ich bin so froh, dass es so gelaufen ist…es war schön, wunderbar, ich möchte es nicht missen – aber es war der richtige Zeitpunkt. Für uns. Achja und wahnsinnig schwer fiel es mir auch nicht. Das letzte halbe Jahr habe ich nur noch für sie gestillt, quasi ihr zuliebe. Aber ich wusste, dass ich eigentlich keine Lust mehr hatte..
    Ansonsten bin ich auch voll dafür, es behutsam zu machen, und eben zu spüren, wann es geht und wann es noch zu früh ist…
    liebe Grüße, Julia

  3. es muss auch gar kein Drama sein: meinen kindern hab ich erklärt, dass mir das stillen jetzt unangenehm ist und dass sie stattdessen „brust schmusen“ dürfen. das wars. kein schreien, kein protest: sie sagten nur: „Mama da aua, lieber schmusen“ und fertig. und nein: weder verstärkter Heimweh, wie her juul meinte, noch sonstige Unsicherheiten. auch kein kindergartenabschiedsdrama. – so ein vortrag wie der von ihm vorgeschlagene hätte meine kinder wohl sehr verblüfft. 😀

  4. wieso meint ihr stillberater denn eigentlich immer, dass ihr nach einem 2-wochenenden seminar erhaben über die meinung eines arztes, psychologen oder therapeuten seid? 3 berufe, die jahrelange ausbildung voraussetzen.
    jay gordon ist im übrigen der irre, der mit jenny mccarthy anti-impf-propaganda mit den übelsten verschwörungstheorien präsentiert.

    • Hallo Myriam,
      die Frage kann ich ja erst einmal zurückgeben: wieso greifst du mich so an? Auf wessen Glaubenssätze DU ganz persönlich vertrauen möchtest, ist DEINE Entscheidung – heißt aber weder, dass sie allgemeingültig, noch, dass sie richtig sind. Bitte differenziere das.

      Und woher nimmst du die Informationen, dass die Ausbildung an zwei Wochenenden gemacht ist? Ich bin jetzt seit einem Jahr dabei und bis ich sie abschließen und die Prüfung zum Zertifikat (und jaaaaaahaaa, es gibt eins!) ablegen kann, wird es sicher auch noch mindestens 6 Monate dauern. Es sind im Übrigen 8 Ausbildungskurse, ein vom AFS zusammengestelltes Handbuch, das studiert werden muss und ein Fach(!)Ratgeber, den es zu lesen gilt. Außerdem wird der Besuch einer Stillgruppe vorausgesetzt sowie, dass man selbst gestillt hat. Also, nochmal: differenziere das bitte. Ich weiß nicht, woher du die Informationen hast, aber sie ist schlicht falsch. Noch dazu kommt, dass die Ausbildung mit Kosten verbunden ist, die man nicht wieder bekommt, da die Arbeit EHRENAMTLICH ist. Wir VERDIENEN also für unsere Meinung und unsere Beratung absolut nichts, dürfen das auch nicht. Das höchste der Gefühle sind Aufwandsentschädigungen, in der Höhe des Aufwands und bei wirklich weiten Fahrten Fahrtgeld – that’s it. Ich bin ja echt gesprächsbereit, aber in diesem Punkt hast du einfach um dich geschossen ohne selbst Ahnung zu haben, wovon du sprichst.

      Jahrelange Ausbildung und Studium sind ja schön und gut – doof nur, wenn die Inhalte einfach nicht enthalten sind, die eine STILLBERATUNG nun mal voraussetzt. Und es ist einfach ein FAKT (und es regt mich gerade wirklich echt auf!), dass die WELT GESUNDHEITS ORGANISATION (Betonung liegt auf WELT), 6 Monate voll stillen und darüber hinaus das Stillen bis zum Ende des 2. Lebensjahres empfiehlt und als völlig unproblematisch einstuft. WELT GESUNDHEITS ORGANISATION. Da kann auch ein Herr Juul nichts dran rütteln.

      Es tut mir leid, wenn du meine Kritik an jemandem, den du scheinbar sehr schätzt, so zu Herzen nimmst und dich irgendwie auch persönlich angegriffen fühlst und daraufhin mich angreifst… Aber es ändert nichts an den Tatsachen, die ich in diesem Artikel aufgezeigt habe, zu denen ich weiterhin stehe und die ob deiner haltlosen Beleidigungen nicht an Wert verlieren.

      Achso, und was Gordon zum Impfen rät hat mit seiner Abstill-Methode nichts zu tun und ist hier völlig fehl am Platz. Aber danke für den Hinweis.

      Alles Gute,
      Kathrin

  5. Hallo. Ich bin’s. Die Fragestellerin. Danke! Ich war ziemlich erschüttert von Herrn Juuls Sichtweise und finde großen Trost und Unterstützung in deinem Text! Meine Frage an Herrn Juuls ist bereits 1 Jahr her. Also Töchterchen ist nun 3.5 – und wir stillen immernoch. Allerdings nur noch zum Einschlafen. Ich hab irgendwie intuitiv das gemacht, was du vorgeschlagen hast. Danke.

    • Wow! Es hat die Richtige erreicht! Ich freue mich wirklich sehr 🙂
      Und: was für ein Standing, sich trotz so einer Antwort vom „Guru“ für den eigenen Weg zu entscheiden und bei sich zu bleiben. Wahnsinn! Hut ab 🙂
      Alles Gute!

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