Blogparade #jetztentscheidedich – Über das Glück, eine Entscheidung „trotz allem“ zu treffen

Den BusinessLadys folge ich noch nicht so lang. Der Blog ist mir irgendwann, weit vor der ersten Elternzeit mal in die Hände gefallen, aber damals hatte ich noch mehr Zeit für Bücher und war noch nicht so der Blogleser. Doch heute ist mir die Blogparade #jetztentscheidedich quasi in die Hände gefallen und tja…

Genau. Tja. Was mache ich eigentlich hier? Ich bin doch die vegane Ökotante von nebenan, die wie so ’n oller Hippie ständig ihre Kinder in Tragetüchern und Tragehilfen zum Spielplatz schleppt und bedürfnis- und bindungsorientiert VERzieht, diese verrückte Rabenmutter. Karriere und so? Die doch nicht.

Aber ich war ja nicht immer, wer ich heute bin. Und damit tauchen wir auch schon ganz tief ins Thema ein. Als ich den BusinessLadys zum ersten Mal begegnete, bestand mein Alltag nicht aus Windelnwechseln und Kinderkram sondern aus Eventmanagement, Verkaufsgesprächen, Marketing und Kundenterminen. Dabei trug ich schlichte Anzüge und hohe Schuhe, Lipgloss und Rouge und immer, ganz wichtig, ein schwarzes Mäppchen für die Verträge und Notizen. Und ich habe es geliebt. Ich bin gelernte Hotelfachfrau, habe dann entschieden, es nicht dabei zu belassen und mich parallel zu schlechtbezahlten Vollzeitjobs zur Eventmanagerin weitergebildet. In Eigenleistung, übrigens. Ich habe mich entschieden, den harten Weg zu gehen, mir nix schenken zu lassen und eines Tages mal Agenturleitung zu werden oder vielleicht sogar was eigenes aufzubauen.

Ein Kind zu bekommen, DAS habe ich nicht entschieden, nein, das ist einfach so passiert. Und auch der zweite Unfall, der jetzt gerade schnarchend neben mir liegt, war keine Entscheidung. Nennt mich naiv und dumm aber ja – ich bin ungeplant schwanger geworden und beide Male, völlig ohne eine bewusste Entscheidung zu treffen.

Aber da war es nun mal, dieses kleine schlagende Herz auf dem Ultraschall und ja, vermutlich traf ich in der Sekunde, in der ich es zum ersten Mal sah auch zum ersten Mal überhaupt in meinem Leben eine ganz bewusste Entscheidung: ich wollte die Mutter dieses kleinen Wesens sein – koste es was es wolle.

Gekostet hat es mich viel. Na klar, in der Elternzeit wird dein Job freigehalten, war auch so. Nur wollte ich den nicht mehr! Ich wollte keine 18 Stunden Tage mehr, wollte nicht bis spät in die Nacht und an den Wochenenden arbeiten, wollte meinen Sohn nicht von fremden Leuten erziehen lassen. Ich entschied, den Weg, den ich bisher gegangen war, nicht mehr weiter zu gehen. Weniger zu arbeiten, den geplanten Karriereweg auf Eis zu legen und das Risiko einzugehen, ihn vielleicht niemals mehr gehen zu können.

Ich habe diese Entscheidung oft betrauert. Es war ein schöner und großer Weg, den ich gern gegangen bin. Und auch wenn die Schuhe in der Ecke stehen und gerade zustauben, heißt das nicht, dass ich sie nie wieder werde auspacken können.

Um eine Entscheidung zu treffen brauche ich meist mehrere Tage und zwar hauptsächlich aus Angst vor der eigenen Courage. Werde ich es bereuen? Wird es falsch sein? Werde ich unglücklich? Das weiß man vorher nie. Aber es hilft, dahinter zu stehen. Sich immer wieder bewusst zu machen, dass man nicht gezwungen wird und Herr seiner eigenen Entscheidungen ist. Dass glücklicherweise keiner einem die Pistole sprichwörtlich auf die Brust setzt und dass deine Entscheidungen auch noch deine sind, wenn sie dir jemand madig machen will. Das zeugt von Größe und Aufrichtigkeit, nicht zu zweifeln und zu klagen, wenn man in den Luxus kommt, eine Entscheidung treffen zu DÜRFEN. Es ist der Blickwinkel, der den Umgang damit ausmacht.

Nun, ich habe mich „trotz allem“, also trotz aller Widrigkeiten und obwohl ich wusste, dass ich meinen Job in der gleichen Form nun eine ganze Weile nicht mehr machen wollen würde, für meine beiden Söhne entschieden und so sehr ich auch den Berufsalltag und meine Anzüge manchmal vermisse, so sehr schätze ich, was ich gewonnen habe und wie sehr mich mein Leben, für meine „trotz allem“ Entscheidung belohnt.

Wir leben nun anders, wir leben spartanischer aber auch bewusster, ich benötige keinen Rouge und nutze ihn nur noch, wenn ich wirklich möchte, die hohen Schuhe mag ich überhaupt gar nicht mehr und könnte damit vermutlich auch nicht vernünftig tragen und mein komischer Öko-Lifestyle (naja ok, den hatte ich eigentlich schon immer 😉 ) ist mit 50/60-Stunden-Woche sowieso nicht umsetzbar.

Aber der Punkt ist: für jetzt und immer habe ich eine Entscheidung getroffen, die mich prägt und zu dem macht, der ich bin. Und dennoch: in ein paar Jahren sieht mein Leben vielleicht wieder ganz anders aus, wenn meine Kinder alleine laufen können und meine Buchweizen-Bolognese gegen Pommes eintauschen wollen. Und dann wird mein Leben und das Universum mich herausfordern und eine Entscheidung verlangen, die mich wieder in gleicher Weise ausmachen und prägen wird. Und mal sehen, vielleicht gibt es dann eine Blogparade, bei der ich eine ganz andere Geschichte erzählen darf.

(Weitere Geschichten und Artikel findet ihr natürlich bei den BusinessLadys selbst und zwar hier: #jetztentscheidedich )

Bildquelle: www.businessladys.de

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