Fang an, was nur für dich zu tun! Selbstfürsorge und ein Plan ohne Ziel

Mein Kalender ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Ich trage alle Termine mit Bleistift ein und weil sich wirklich ständig so viel ändert, radiere ich ständig was weg. Dann kommt was neue dazu. Die Seiten knistern schon ganz wunderbar beim Umblättern, manchmal korrigiere ich auch mit Tip-Ex … man kann halt nur leider gar nichts mehr erkennen. Vor lauter Deadlines und Aufgaben und Memos und Terminen hatte ich jede einzelne Lücke so zugedrückt, das mir kaum aufgefallen war, dass ich gegen meine eigenen Regeln verstoßen hatte. Denn zwischen all den Terminen gab es weder Pausen noch Freizeit, noch Me-Time, noch Selbstfürsorge. Ein Termin jagte den nächsten. Früh aufstehen, spät ins Bett gehen und lange Tage am Schreibtisch, ohne Frischluft und Bewegung.

 

Keine Angst vor Veränderung? Doch, schon. Ein bisschen.

Veränderung anzustreben in einer Zeit voller Veränderungen ist so eine Sache. Denn man hat ja eigentlich sowieso schon zu viel zu tun. Ich hatte mich gerade selbstständig gemacht, eine Firma gegründet und die FEBuB organisiert – Wie soll ich denn da noch ne Lücke finden? Doch genau das ist der Punkt. Ihr kennt den Spruch sicher auch: „Ich nehme mir jeden Tag eine Stunde, um eine Pause zu machen und tief durch zu atmen. Außer ich habe viel zu tun. Dann nehme ich mir zwei!“ Aber ich hatte mir nicht mal eine Minute gegönnt.

Wenn ich nicht im Büro saß, las ich Bücher, um sie rezensieren zu können – nicht aus Genuss, ein Buch zu lesen… Und wenn ich das nicht tat, bereitete ich Stundenbilder vor. Alles, was ich den Eltern, mit denen ich arbeite, sonst eigentlich so sehr als Herz lege, hatte ich mir selbst verboten. Ich spürte schnell, dass das nicht so bleiben konnte. Weil ich nicht zufrieden war und auch sonst keiner um mich rum, entschloss ich kurzerhand, mir einen Plan aufzustellen.

 

Selbstfürsorge - ohne Plan, ohne Verbote.

Selbstfürsorge – ohne Plan, ohne Verbote.

 

Der Plan: Selbstfürsorge

Der Plan war, ein Ziel zu verfolgen, das einzig und allein meinem Wohlbefinden dienen würde – und zwar Woche zu Woche, mit immer nur einer einzigen Maßnahme. Ich verbot mir, mir Dinge zu verbieten und ich strebte keine Leistung an. Es ging nicht um Kalorien oder Kilos, ich wollte weder abnehmen noch schöner, schlanker, fitter werden. Ich wollte mich in meiner Haut wohl fühlen – nicht mehr. 
Für mich war ziemlich schnell klar, dass das drei Säulen betreffen würde: Bewegung, Achtsamkeitspraxis, also den Fokus auf MICH – und eben nicht auf Ziele und Leistung, die in meinem Job gerade im ersten Jahr der Selbstständigkeit alles einnehmen. Und Ernährung.

Auch ich habe schon oft tausend Ernährungsumstellungen und Diäten angefangen und auch durchgezogen. Und ich hab mich auch schon bei Fitnessstudios angemeldet und bin dann doch nicht hin gegangen. Ich habe verschiedene Sportarten probiert und mich doch irgendwie nicht wohl gefühlt. Aber einfach mal einen Plan aufzustellen, in dem es kein Ziel gab – das war neu. Der Plan hat kein Ende. Ich erfülle keine Aufgaben. Und ich lege weder Kalorienzahl noch Dauer fest. Ich komme da nicht raus und hab in 12 Tagen 356 Kilo abgenommen – nee. Darum geht es nicht. Zum allerersten Mal in meinem Leben.

Die Morgende zuvor.

Stellt euch vor: morgens wachte ich auf und war müde von der Nacht. Ich trank Kaffee aus einer Tasse so groß wie ein Eimer, war dann so aufgeputscht, dass ich das Aufstehen und Anziehen in wenigen Minuten absolvierte. Kurz drauf fiel die Kurve meistens schon rapide ab und der Start in den Tag fiel mir schwer. Meistens hing ich dann 5 bis 15 Minuten lethargisch mit dem Handy in der Hand auf der Couch und ließ die kostbare Zeit verstreichen. Wenn ich auf die Uhr sah war mir schon klar, dass wir es gleich würden eilig haben, aber früher aufraffen konnte ich mich nicht. Ich saß da bis zur letzten Sekunde und sprang dann wie wild auf, um meine Kinder mit Kleidung und Wäsche zu versorgen, putzte ihre Zähne und machte dann zeitlichen Druck. Wir stritten, wir hatten Stress – egal wie sehr ich auch dachte, ich würde entschleunigen, weil ich Ihnen morgens Zeit zum Spielen und mir zu viel Kaffee in Schlurfposition auf der Couch zugestand.

Nein, das Gegenteil war der Fall. Am Ende entstand immer Stress und richtig gut ging es niemandem dabei. Als Bubba in der letzten Woche seiner Kita-Eingewöhnung auch noch anfing, den Mittagsschlaf wegzulassen wusste ich, dass ich meinen morgen komplett umstellen müsste, damit ich es durch den langen Tag schaffen würde.

Ernährung, Auszeit und Bewegung.

Wie gesagt: ich legte Ziele fest, die keine Schönheitsideale voraussetzten und auch keine Leistung forderten. Ich wollte weder Kalorien noch irgendwas anderes zählen, sondern einfach nur wirklich glücklich und achtsam durch den Tag gehen. Ich wollte was für mich tun – klassische Selbstfürsorge und dabei das Gefühl haben, dass es meinem Körper und meinem Geist besser tut als der Eimer Kaffee und das Handygedaddel.

Ernährung, Auszeiten und Bewegung – das waren die drei Ziele, wenn man sie so nennen kann, die ich steckte. Dabei ging es nicht darum, mehr Obst oder weniger Zucker zu mir zu nehmen, sondern der Tenor lautete: ich will Dinge zu mir nehmen, die mir gut tun, ohne mir etwas zu verbieten. Gleiches galt für die Auszeit: ich verglich nicht die Zeiten, die der Mann frei hätte und rechnete auf. Es ging weder um genaue Stunden noch um ein bestimmtes Programm. Das Motto hier: Zeit für mich und mit mir selbst. Um mich zu spüren und gut zu fühlen. Und als letzten Meilenstein die Bewegung, ohne abnehmen zu wollen oder Leistungsziele zu definieren. Einfach nur die Entscheidung: Bewegung tut dir und deinem Körper gut. Tue etwas, das deinen Körper wertschätzt.

Die Umsetzung

Ich bin schon oft an Trainings- oder Ernährungsplänen gescheitert. Zum Beispiel, weil sie Training von mir wollten, das mir keinen Spaß machte. Oder Ernährung, die etwas verbot. All das passt nicht zu mir und ich weiß, dass das nur wieder ein Scheitern mit sich brächte.
Also war der Plan schnell gefasst: eine Sache, die pro Woche umgestellt wird. Nur eine! Klingt wahnsinnig wenig, und ist es auch. Und genau richtig!
Ungefähr so habe ich es mir vorgestellt:

  • Woche 1: weg von zuckerigen Getränken, hin zu frischem, kühlen Mineralwasser
  • Woche 2: nur ein Kaffee am Morgen! Dafür ein leckeres Frühstück hinzu.
  • Woche 3: neue Morgenroutine, die Yoga mit einbezieht.
  • Woche 4: tägliche Meditations-Routine
  • Woche 5: 15 Minuten früher aufstehen als zuvor
  • Woche 6: an einem Tag der Woche schon um 22 Uhr ins Bett gehen.

Ihr seht: keine Zahlenangaben, Kalorien, Zeitangaben oder Abnahme. Keine festen Zeiten, zu denen ich gezwungen werde. Die drei Ziele perfekt vereint. Und vor allem: kein Stress.

 

Selbstfürsorge - ohne Plan, ohne Verbote.

Selbstfürsorge – ohne Plan, ohne Verbote.

 

Und wie klappt das?

Ich startete meine persönliche Challenge Anfang September, denn das war auch der Wiederbeginn meines regelmäßigen Salsa-Kurses, der – das vorweg geschickt – für mich der Inbegriff der Entspannung ist!

4 Wochen sind fast rum und ich habe mich selbst umprogrammiert. Es hat genau eine Sache bisher noch nicht optimal funktioniert, und das ist die Regel, nur einen Kaffee am Morgen zu trinken 😉 Aber ich bin auf dem Weg. Und der macht echt Spaß.

Und weil das Internet so voll ist mit Plänen, die dir erzählen, dass du zu fett bist, zu ungesund lebst und allgemein nur dann alles richtig machst, wenn du dich selbst kasteist, habe ich mir fest vorgenommen, dir von meinem Plan zu erzählen und dich mitzunehmen. Ohne Ziel und ohne Versprechen – versprochen 😉 Ihr müsst mir nicht mal eure Email-Adresse geben, ist das nicht fantastisch?

 

Machst du mit?

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass der bindungsorientierte Ansatz für meine Kinder genau der Richtige ist. Und ich habe in den letzten Monaten genau so gelernt, dass Achtsamkeit mir selbst gegenüber für MICH genau das Richtige ist. Und auch wenn ihr mich jetzt wieder für den ollen Hippie haltet, das ist okay! Schließlich geht es mir dabei nicht mal darum, was andere von mir denken. Habt ihr Lust, ein bisschen mitzumachen? Dann könnt ihr hier in den nächsten Tagen auch weiter mit lesen.


Was macht ihr denn so für euch? Habt ihr eine Morgenroutine und wenn ja, wie sieht die aus? Was macht euch Spaß und wie sorgt ihr für euch? Oder kommt das vielleicht viel zu kurz und ihr habt noch nicht das richtige Programm fr euch gefunden?

2 Antworten

  1. Liebe Kathrin,
    Bor, das kommt ja mal wieder zur richtigen Zeit. Du willst nicht meinen Kalender sehen. Und das, obwohl ich doch nun täglich 3,5 Stunden ohne Kinder bin! WAS MACHE ICH FALSCH?
    Einen Plan hab ich mir nicht gemacht!
    Aber was ich tue: Ich bleibe im Moment, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ich rede mit der Besitzerin des kleinen Spielzeug Ladens eine Stunde über in Frage kommende Schulen für Maple, während im Auto die Einkäufe auftauen. Egal. Ich stelle noch 5 weitere Fragen beim Eltern-Infoabebd der Lieblingsschule, obwohl es schon 17:30 Uhr ist und die Oma zu Hause wartet und die Kinder noch kein Abendessen haben. (Die sagen schon Bescheid.) Ich lese diesen Blogartikel, obwohl es 3 Uhr nachts ist und ich nur kurz was trinken wollte. Weil es für mich jetzt gerade richtig ist.

    Ich stelle fest: Die Konsequenzen sind marginal.

    Ich versuche, mich nicht zu hetzen. Ich will nicht mehr alles richtig machen. Ich versuche, im Jetzt zu bleiben und das zu tun, was gerade gut für mich ist. Jetzt geh ich wieder schlafen. Gute Nacht und danke für den inspirierenden Input!

    Liebe Grüße
    Mo

  2. Das ist so ein schöner Artikel! Ich mache auch mit. Nach nunmehr 20 Kilo Abnahme, die sich mittlerweile über fast 3 Jahre hingezogen hat, weil ich zwischendurch immer wieder „Ben & Jerrys-Phasen“ einbaue, bin ich wieder an dem Punkt, an dem ich wieder voran kommen möchte und von heute auf morgen am besten wieder alles radikal machen will. Keine Süßigkeiten, am besten keine Milchprodukte, wenig Kohlenhydrate, schon garkeine Brot.. Und natürlich fleißig trainieren. Puh, das stresst mich. Dein Ansatz, jede Woche eine Sache zu ändern klingt für mich so perfekt gerade. Und vor allem Spaß an der Bewegung zu haben, die mir gut tut. Mein Krafttraining, was ich mache, zielt aber irgendwie immer auf Ergebnisse ab und sobald man mal ne Weile aussetzen muss, ist das Ergebnis wieder schlechter. Es geht immer um Ziele. Na da kommt mein Yogakurs, den ich ab November beginne, ja irgendwie richtig. Ich lese weiter interessiert mit 🙂

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