Gehversuche als Mutter – zwischen Erziehung und Beziehung! Gastbeitrag von Anjana #ÖkoHippieRabengäste

Gastbeitrag der Reihe #ÖkoHippieRabengäste

Anjana schreibt auf ihrem Blog „Babywearing-Dancing Mama und das Dorfleben“ über ihr Leben als Mama eines Wunschkindes auf dem Land. Und heute vertritt sie mich hier als Gast (Vielen Dank dafür!! <3 ) und schreibt über ihre Gehversuche als Mutter „Zwischen Erziehung und Beziehung“.


Als Kind, welches Recht streng erzogen und vor allem emotional nicht so wahrgenommen wurde, wie es nötig gewesen wäre, war mir früh klar, dass ich eine eigene Familie möchte. Kinder bei denen ich es anders und besser machen möchte. Tatsächlich war dabei dieses „besser“ aber nie wirklich definiert. Mir fehlte sowohl das Wissen, als auch die Inspiration wie es überhaupt anders funktionieren sollte. Nur eins war klar, es musste einen Weg geben ohne psychische und physische Gewalt.

Meine Familienplanung verlief nicht so glatt, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber als wir nach zwei Fehlgeburten und einem Besuch in der Kinderwunschklinik schließlich unseren kleinen Bären in die Arme schließen konnten war klar, dass ich alles dafür tun würde ihn auf seinem Weg gut zu begleiten und immer sein sicherer Hafen zu sein.

Sicherer Hafen

Das Buch „Artgerecht“ von Nicola Schmidt half mir, diesen Weg zu beginnen. Stillen, Tragen, Familienbetten und ganz bewusstes Bonding waren die Grundpfeiler, auf denen unser neues Leben zu dritt nun ruhte. Und immer wieder die Bedürfnisse des Bären im Blick haben und befriedigen.

Ich sage nicht, dass das immer einfach war. Nein! Gerade nach etwa 6 Monaten kam ein tiefes Loch der Erschöpfung, zeitgleich mit einem ganz fiesen Entwicklungsschub. Eine blöde Kombination die mir alles abverlangte und mich nicht selten auch zusammen mit meinem Baby weinen ließ. Ich habe mich schlecht gefühlt, als schlechte Mutter, überfordert mit der Bedürfnisbefriedigung meines Babys.

Heute weiß ich, dass ich keine schlechte Mutter bin oder war und dass es normal ist an seine Grenzen zu kommen.

Ich wollte alles schaffen und das, trotz aufmerksamen Lesens des Artgerecht Buchs am liebsten allein. Ich musste erst lernen meine Grenzen gegenüber Anderen wie meinem Mann, meiner Mutter oder besten Freundin zu kommunizieren und mir helfen zu lassen. Aber das Gefühl, alleine mit allem zu sein, kam auch nicht von ungefähr. Während ich fast eisern an dem Plan festhielt meinem Kind eine gute, bedürfnisorientierte Begleitung zu sein, prasselte es von „außen“ Kritik in einer Intensität eines heftigen Hagelschauers, mit Hagelkörnern in Tischtennisballgröße. Von der Unterstellung, ich würde das Kind zu sehr verwöhnen, über Behauptungen ich sei eine Über-/ oder gar Helikoptermutter bis hin zu den typischen Aussagen, mein Kind gewöhnt sich daran und tanzt mir jetzt schon auf der Nase rum, war wohl so ziemlich alles dabei.

Ich bin innerlich eine recht sensible Person und war teils verunsichert teils tief verletzt. Aber ich bin auch stark, zumindest stark genug zu dem zu stehen und bei dem zu bleiben was ich, aufgrund fundierter Erkenntnisse für den richtigen Weg halte.

Ich bin mit meinem Sohn weiter meinen Weg gegangen, habe viel gelesen, Bücher, Interviews, Artikel, Blogbeiträge. Jesper Juul, Ruth Groß, Aida, Olivia, Nicola, Herbert Renz-Polster und viele andere haben meinen Weg bis hier begleitet und begleiten ihn noch immer. Ich habe gesammeltes Wissen gebündelt, neu formuliert und an meine Eltern, meinen Mann und Freunde die selbst Kinder erwarteten weiter gegeben. Habe Quellen empfohlen und blogge inzwischen selbst.

 

Liebevoll und bedürfnisorientiert

Meinen fast anderthalb jährigen begleite ich derweil liebevoll und bedürfnisorientiert durch die Beginne der Trotz- bzw. Autonomiephase. Das klappt an manchen Tagen hervorragend und an anderen, wo ich selbst am Limit bin auch mal nicht ganz so gut. Aber es klappt! Wir beide, mein Mann und ich verfallen, je nach eigenem Stresslevel immer mal wieder in alte Muster. In die selbst erlebte „Erziehung “ , das ist nicht schlimm. Es ist nur gut, dass wir das merken und es „korrigieren“. Mittelfristiges Ziel ist es, das eigene Stresslevel zu senken und auch mehr auf uns selbst acht zu geben. Selbstfürsorge und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse ist nämlich auch wichtig. Bedürfnisorientiert gilt für alle Mitglieder der Familie.

Was mich besonders freut ist, dass sogar meine Mutter inzwischen ehrliches Interesse an „dem anderen weg“ hat. Sie fragt nach, lässt sich Dinge erklären und versucht es in ihrem Rahmen um zu setzen. Das ist eine absoute Bereicherung! Auch wenn ich selbst inzwischen nicht mehr all zu sehr davon profitiere, tun es zum einen die Enkel und zum anderen sicher auch sie selbst.

Der kleine Bär ist bis jetzt ein offener und gut gebundener Junge der vor Lebensfreude sprüht. Er weiß genau was er möchte, ist ein starkes, kompetentes und authentisches Kind. Ich wünsche mir sehr, ihm diese Eigenschaften für seinen weiteren Weg sichern zu können.

Wir stillen, familienbetten und tragen noch immer. Wir begleiten liebevoll, achten Grenzen aber schützen dabei auch unserer eigenen und seine Gesundheit und Sicherheit.

Wir gehen weiter unseren Weg und sind uns sicher, dass er der einzig richtige für uns ist.


Könnt ihr euch noch an eure ersten Gehversuche erinnern, als Mütter?
An euren Weg zu Beziehung? Wie war es für euch, was habt ihr gelernt und wo wollt ihr noch hin?

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