Es sind diese Tage, an denen ich mein Kind erwürgen könnte, die mich zur Weißglut treiben, die einfach nicht enden wollen. Es sind diese Tage, an denen ich bitte und bettele und mache und tue und trotzdem das Gefühl nicht loswerde, dass einfach nichts von dem gerade etwas bringt. Es sind diese Tage, an denen ich alles falsch mache und doch alles erreiche.
Mein Sohn hat mich zu vielem inspiriert. Zum Beispiel zu einem gesünderen Lebensstil, ohne Stress, Zucker, Fette und Fast Food. Oder zum tief durchatmen und bis 10 zählen (wahlweise auch manchmal bis 100). Er hat mich zum Stillen, zum Tragen, zum Familienbett inspiriert, er ist ein großartiges Kind.
Die meiste Zeit.
Dazwischen wird er zur Ausgeburt der Hölle. Der Sohn des Teufels. Er wird die Tapete abreißen und dir dabei ins Gesicht grinsen. Er wird auf den knurrenden Hund zu krabbeln, damit er ihm wieder in die Augen pieksen kann, weil die zweitausend Versuche vorher NOCH NICHT GUT GENUG WAREN. Er wird sich die Tür beim Auf-und-zu-spielen wieder und wieder über die Hand ziehen und schreien, dass die Nachbarn versucht sind zu klingeln, denn den Klemmschutz, den du letztens erst gekauft hast, der ist ja nur gegen das KLEMMEN. Nicht gegen das Drüber-ziehen.
Er wird nicht schlafen. Nie. Vor allem nicht durchschlafen. Er wird nicht essen. Er wird Milch verweigern. Er wird 8 Zähne in 8 Monaten bekommen. Er wird 25cm wachsen, natürlich unter miesen Schmerzen. Er wird lernen zu krabbeln und zu stehen, damit er dir das Leben noch schwerer machen kann. Er wird am Tisch im Restaurant so laut brüllen, dass aufstehen und gehen ohne ihn mitzunehmen nur eine der vielen möglichen Optionen ist, sich nicht weiter in Grund und Boden zu schämen. Er wird dein gesundes Essen hassen. Er wird sich ständig verletzten, wo du doch so Pro Fallen warst. Er wird ungehorsam und laut sein. Er wird – während du diese Zeilen tippst – in seinem Bett einen Turm bauen, sodass er stehen und seinen CD-Player auf dem oberen Regal greifen kann, nur um erst das Kassettendeck zu zerstören und dann die Antenne abzubeißen (ich habe keine Ahnung wie er es geschafft hat), sie sich in den Mund zu schieben, zu würgen und zu schreien, damit du schnell zu Hilfe eilst. Er wird das alles tun, nur um dich in den Wahnsinn zu treiben. Also mich jetzt.
Ich werde hier keine Durchhalte-Parolen sammeln, weil ich die selber brauche und sie meistens, nachdem ich sie gedacht und verinnerlicht habe, und er die nächste Gräueltat ausübt, auch schon wieder an Bedeutung verlieren. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das nicht könnte. Ich habe „nur“ ein Kind. Mütter mit Großfamilien werden sich müde grinsend eine Kaffee kochen und wahrscheinlich spätestens jetzt aufhören zu lesen. Aber es gibt sie, da draußen irgendwo, die Mütter, die verstehen, wovon ich spreche. Die diese Zeilen lesen, müde grinsen, sich einen Kaffee kochen (vorausgesetzt das Kind ist gerade irgendwo sicher aufgehoben oder schläft ausnahmsweise mal) und sich schadenfroh daran ergötzen, dass es mir genauso geht wie ihnen.
Schwestern im Geiste: herzlich Willkommen.
Ich hab etwas gelernt, in der Zeit, in der er nun lebt und in den 40 Wochen, in denen er mich ausgesaugt hat (dazu später mehr). Und das möchte ich mit euch teilen.
Ich hab kein Motto und wie gesagt auch keine Parolen, aber ein Versprechen zu machen:
Auch dieser Tag wird zuende gehen.
Keine Antworten