Rezension
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Hochsensibilität – Empfindsamkeit leben und verstehen
Hänssler Kurz und Bündig
Format: Buch – Taschenbuch
ISBN: 978-3-7751-5336-2
Auflage: 7. Auflage, 03.02.2016
(1. Auflage: 30.08.2011)
Seitenzahl: 80 S.
SCM-Verlag
„Eine Gabe ist, was dir gegeben ist – du kannst ein Geschenk oder eine Bürde daraus machen.“
Brigitte Schorr
Brigitte Schorr ist Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin, studierte obendrein soziale Verhaltenswissenschaften und ist Leiterin des ersten Instituts für Hochsensible in der Schweiz (IFHS). Sie arbeitet unter anderem als diplomierte psychologische Beraterin und Erwachsenenbildnerin. In ihrem Buch Hochsensibilität – Empfindsamkeit leben und verstehen, das in der Reihe „Kurz und Bündig“ erschien (Herausgeber: Thomas Schirrmacher) verspricht sie, in nur 2 Stunden einen Überblick in das komplexe Thema der Hochsensibilität zu geben. Ich habe das Buch gelesen und überprüft, ob sie das schafft.
Inhalt
Nach einem Überblick über die Reihe „Kurz und Bündig“, einem Vorwort und einer Einleitung mit Dankesworten, gliedert sich das Buch in drei Kapitel, die auch die Überbegriffe für die darin behandelten Themen bilden. Im ersten Kapitel mit dem Namen „Basiswissen“ soll selbiges vermittelt werden. In mehreren Unterkapiteln geht es um den Wesenszug an sich, seine geschichtliche Entwicklung, die Unterschiede zu normal Sensiblen (im Buch: Nicht-Hochsensiblen), biologische Grundlagen un Erkenntnisse und die tiefgreifende Frage: „Verletzlich stark oder stark verletzlich?“ Wir finden hier einen Fragebogen, der zur Selbsteinschätzung dienen soll.
Im Kapitel „Hochsensibilität im Alltag“, begibt sich Brigitte Schorr in die hochsensible Welt, berichtet von sozialen Beziehungen und den Herausforderungen und Gegebenheiten, von Hochsensiblen und ihrer Berufung und geht kurz auf die Kommunikation ein.
Im dritten und letzten Kapitel gibt sie „Strategien, Methoden, Tipps“, langfristig wie kurzfristig und richtet schließlich auch ein Wort an normalsensible Menschen. Einen eigenen Abschnitt bekommt „Hochsensibles Christsein“, der SCM Verlag ist schließlich eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien und die Wahrscheinlichkeit, dass die Zielgruppe nach dieser Thematik gezielt sucht, ist hoch.
Persönliches Fazit:
Obwohl ich schon einige Literatur zum Thema Hochsensibilität gelesen habe, fand ich einige neue Thesen und Erkenntnisse darin. Es hat eine klare Struktur und Gliederung, die Informationen, die Brigitte Schorr für ihr „Kurz und Bündig“ – Werk zusammengetragen hat, sind auch die, die mir den Einstieg in die Thematik seinerzeit ebneten. Ich empfehle dieses kleine Taschenbuch daher eben auch genau dafür: einen groben Einstieg in die Hochsensibilität. Wissenschaftliche Studien und Grundlagen sind zu komplex, um sie jemandem in lediglich zwei Stunden nahezulegen. Das sagt die Autorin jedoch am Ende des Buches auch selbst, denn hier betont sie, dass das Buch nur erste Details vermittelt, für ein umfassendes Wissen aber noch weitere Literatur hinzugezogen werden müsse. Am Ende des Buches gibt es eine lange Literaturliste, die schon weiteren Aufschluss gibt, welche man also noch zu Rate ziehen könnte.
In meinen Augen ist dieses Buch perfekt für
- die Bezugerzieherin im Kindergarten, die ein hochsensibles Kind betreut und mehr wissen will
- die Großeltern eines hochsensiblen Kindes, die mehr wissen wollen
- den normalsensiblen Partner eines hochsensiblen Menschen, der gern besser verstehen möchte, wie sein Partner tickt
- das Elternteil, das sich weniger mit der Thematik auseinandergesetzt hat, die meisten Infos von seinem Partner bekommt und einen groben Rahmen selbst erlernen will (bei uns zum Beispiel der Fall 😉 )
- einen selbst vermutlich hochsensiblen Menschen, der sich einen Überblick über die Thematik verschaffen will, neue Impulse sucht oder
- einen Leser, der gerade erst anfängt, sich dazu zu belesen.
Gerade für Letzteren ist das Buch wirklich ideal geeignet. Mit diesem kurzen, knackigen Taschenbuch, das wirklich die wichtigsten Punkte beleuchtet, wird Interesse geweckt und gleich auch ein Leitfaden mit an die Hand gegeben.
Wer allerdings bereits die umfangreichen Bücher wie Das hochsensible Kind: Wie Sie auf die besonderen Schwächen und Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen , oder Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen von Elaine N. Aron gelesen hat oder Ratgeber wie Empfindsam erziehen: Tipps für die ersten 10 Lebensjahre des hochsensiblen Kindes (das ich übrigens auch HIER rezensiert habe) oder den Klassiker Zart besaitet: Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen , dem wird es vielleicht wie mir gehen: ein paar wirklich interessante Ansätze und Erkenntnisse sind zu finden und es ist sehr kurzweilig zu lesen – mit den vielen Zusatzinformationen, die man aber bereits erlernt hat, halten sich die „Wow“-Effekte in Grenzen. Wiederum begeistert hat mich aber ihre Stellungnahme zu dem oft gehörten Vorwurf, Hochsensibilität sei ja nur wieder einer dieser „Trends“. Dazu sagt sie:
„Hochsensibilität ist keine Mode- sondern eine Zeiterscheinung. In dem Maße, wie die Hektik, das Tempo und die Informationsflut zunehmen, werden sich auch die Menschen ihrer Sensibilität bewusst. Ich halte es nicht für einen Zufall, dass in den letzten Jahren ein ständig wachsendes Bedürfnis zu spüren ist, mehr über Hochsensibilität zu erfahren. In Zeiten des Zusammenbruchs, der wirtschaftlichen und persönlichen Krisen, des Terrors und der „Ich-AGs“ gibt es auch den Ruf nach Werten, nach einer reflektierteren, nachdenklicheren Sichtweise, nach einem nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen, welche die Welt hat, kurz, nach einem sensibleren Zusammenleben.“
Der für mich spannendste und interessanteste Teil war „Biologische Grundlagen und Erkenntnisse“, in dem sie sehr differenziert auf die Zusammenwirkung von Psyche und Körper eingeht und die neuronalen Vorgänge im Gehirn so bildhaft und präzise erklärt, dass sie selbst einer absoluten Naturwissenschafts-Niete wie mir begreiflich werden. Nicht gebraucht hätte ich den christlichen Teil, das liegt aber daran, dass ich eben nun mal kein Christ und nicht gläubig bin – gestört hat es aber auch nicht.
Da das Buch hält, was es verspricht, und man in wenigen Stunden damit durch ist, es noch dazu in jedes Täschchen passt und tatsächlich einen wirklich guten Überblick verschafft, kriegt es von mir trotzdem eine klare Leseempfehlung.
Bestellen könnt ihr es im Verlag HIER oder natürlich HIER
Auch ihr steigt gerade in die Thematik der Hochsensibilität / Hochsensitivität ein? Dann lest doch gern hier weiter:
Hochsensible Kinder – das Interview mit Dagmar Neubronner vom Hochsensibilitätskongress 2016
Lebenszeit (ein Text aus der Sicht einer hochsensiblen Mutter an ihre Kinder – aus meiner Sicht)
Literaturempfehlungen im Text
Rezension: „Empfindsam erziehen“ von Julie Leuze
Habt ihr das Buch selbst gelesen? Schreibt mir eure Meinung gern in die Kommentare!
2 Antworten
Danke für Deine Rezension, ich habe das Buch tatsächlich noch nicht gelesen, weil es mir immer schwerfällt, zu solchen Einführungsbüchern zurückzukehren, wenn man schon fast die gesamte ausführliche Literatur kennt…
Vielleicht schenke ich es mal meinem Mann;-)
LG!
Guten Morgen du Liebe,
genau – so ging es mir auch. Aber auch ich habe es meinem Mann in die Hand gedrückt. Für jemanden, der nicht direkt betroffen ist und sowieso ständig was vom Partner erzählt kriegt, ist es perfekt. Ich glaube, dass es tatsächlich helfen kann, zu verstehen was in so einem hochsensiblen Hirn passiert, wenn man selbst nicht hochsensibel ist. Der Teil über die biologischen Hintergründe ist wirklich gut. Also ja, als Geschenk super geeignet!
Liebe Grüße 🙂