Erst neulich in einer Unterhaltung, in der ich darüber sprach, dass ich nur vegane, tierversuchsfreie Lebensmittel und Kosmetika kaufe, darauf achte, dass sie im besten Fall Bio oder Fair gehandelt oder zumindest zu guten Bedingungen produziert wurden, bekam ich sie wieder, die Antwort aller Antworten:
„Puuuh. Was ein Stress!“
Na klar, ich kann mir vorstellen, wie das klingt. Ich war das alles ja nicht von Geburt an. Auch ich bin mal ganz uninformiert in einen Drogeriemarkt gegangen und habe die Créme oder Schminke gekauft, die mir am ehesten zusagte, ohne vorher zu prüfen, dass sie nicht an Kaninchen getestet wurden. Ich habe mal geraucht, ohne mir Gedanken über Luftverschmutzung zu machen. Ich fahre Auto und Bus. Ich trage nicht nur Biobaumwolle und meine Kinder auch nicht. Wenn ich aber das volle Ausmaß meiner Gesinnung in einem Satz erkläre, dann klingt das erstmal einfach nur anstrengend. Eben so, als würde ich stundenlang Firmenprofile lesen, im Internet recherchieren, Studien wälzen und Fachvorträgen lauschen. So, als könne ich nicht einfach total unbeschwert einkaufen gehen, sondern würde mich zum Sklaven meiner Selbst machen.
Das ist aber Kokolores.
Denn Fakt ist, dass ich tatsächlich zu Beginn meiner „grünen Karriere“ mal einige Zeit aufgebracht habe, mich an der einen oder anderen Stelle einzulesen und auch heute immer mal wieder zu Dingen recherchiere, die mich interessieren. Doch ich behaupte jetzt mal, das tut jeder andere auch. Mit den Jahren habe ich mir aber einige Hilfsmittel zugelegt, die mir den Alltag erleichtern. Und ihn grüner machen, ganz spielerisch.
Und genau die möchte ich euch heute mal vorstellen.
1.) Gesund essen: Die vegane Ernährungspyramide
Als Veganer_in wird man ständig gefragt, wie man denn seine gesunde Ernährung sicher stelle. Das ist zumeist ganz witzig, denn wenn man einen ganz normal omnivor lebenden Menschen trifft und der auf dem Weg zum nächsten goldenen M ist oder sich einseitig von Schinkenbrötchen ernährt oder nur abgepacktes Billighack aus der Theke kauft, fragt das für gewöhnlich keiner. Wird mir diese Frage gestellt, muss ich eigentlich relativ weit ausholen. Denn gesunde Ernährung hat erstmal nichts damit zu tun, ob sie omnivor oder vegan oder sonstwas ist, nein. Das Zauberwort heißt „Ausgewogen“! Unsere Lebensmittel haben verschiedene Nährstoffgruppen und eine gesunde Ernährung bedarf einen Anteil an all diesen. Das heißt, ganz egal ob ich auf Kuhmilch verzichte oder nicht: sicherstellen, dass die Menge an Calcium, die ich benötige, auch bekomme, muss ich so oder so. Und wenn ich nur rotes Fleisch esse und ganz stolz argumentiere, dass ich wunderbar mit Eisen abgedeckt bin, dann muss ich eben auch wissen, dass dies nur der Fall ist, wenn ich fleißig meinen Vitamin C-Haushalt kontrolliere, denn Eisen wird nur in Verbindung mit Vitamin C aufgenommen. „Puuuuuuh. Was ein Stress!“ denkt ihr jetzt? Nein, ist es nicht. Es ist ganz einfach. Eine ausgewogene Ernährung sollte eben alle Nährstoffgruppen in angemessenem Verhältnis abdecken und weil ich im Stress mit zwei kleinen Kindern oft überlegen muss, was ich koche, um auch IHREN Nährstoffhaushalt zu sichern, habe ich mir die Vegane Ernährungspyramide in die Küche gehängt. Sie war damals ein super Einstieg bei der Umstellung und hilft mir heute noch oft auf die Sprünge. Was haben wir diese Woche viel gegessen und was noch gar nicht? Es gibt sie als Poster bei alles-vegetarisch.de zu kaufen und beim VEBU. Auf der PETA Seite kann man sie sich sogar kostenfrei herunterladen und selbst ausdrucken.
Übrigens: wer weiterhin omnivor leben möchte, kann sich auch eine andere Ernährungspyramide aufhängen. Oder die vegane nutzen und es mal eine Woche versuchen 😉
2.) Muss es immer Bio sein?
Bio-Gemüse hat einige tolle Vorteile. Es darf nicht gentechnisch verändert sein, nicht mit Pflanzenschutzmitteln und Pestiziden gespritzt, nicht mit Kunstdünger und chemisch-synthetischen Düngern behandelt worden sein. Tierische Bio-Produkte dürfen nicht von Tieren stammen, die mit Antibiotika und Wachstumshormonen gefüttert wurden, stammen. Das ist nicht nur gesund, sondern auch für unsere Umwelt sehr wertvoll und damit eben „grün“. Trotz all dieser tollen Vorteile hört man ihn immer wieder, den Vorwurf der „Geldmacherei“. Kritiker behaupten, nicht überall dort, wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin. Ich habe mich gefragt, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt und herausgefunden, dass dies zum Teil tatsächlich stimmt. Ich erkläre kurz warum: Es gibt das sogenannte „Dreckige Dutzend“. Das sind 12 Gemüsesorten, die man zwingend in Bio-Qualität kaufen sollte, da Pestizidrückstände in konventioneller Form gerade mal – wenn überhaupt – knapp unter dem zulässigen Höchstwert liegen. Auf einigen dieser Sorten werden teilweise wirklich erschreckende Rückstände einiger Gifte verzeichnet und das möchte man weder selbst essen noch den Kindern zum Nachtisch reichen. Eine sehr übersichtliche Darstellung des „Dreckigen Dutzend“ gibt es bei UTOPIA, bitte hier entlang. Die Liste ist schnell auswendig gelernt und es ist klar: bei diesen Sorten sollte ich nicht auf das Bio-Qualitätssiegel verzichten. Doch es muss nicht immer Bio sein, denn den „Dirty Dozen“ stehen auch die „Sauberen 15“ oder „Clean Fifteen“ gegenüber. Dabei handelt es sich um Gemüse- und Obstsorten, an denen die Pestizidbehandlung so gering ist, dass man sie auch im Supermarkt kaufen kann. Die übersichtlichste Darstellung habe ich auf NEOVIDA gefunden und dafür klickt ihr hier. Ihr seht: Nein, es muss nicht immer Bio sein und ja, auch Kritiker können Recht haben und sich – vielleicht zurecht – an der einen oder anderen Stelle vom Bio-Aufkleber genatzt fühlen. Ich denke, mit diesen Listen ist man gut bedient und das Einkaufen erleichtern sie allemal.
3.) Grünes Einkaufen: diese drei Anhaltspunkte gestalten euren Einkauf grün
Einkaufen im Supermarkt kann grün sein! Dafür muss man nicht mit Hanfkörbchen bewaffnet, barfuß ins Reformhaus schlendern. Das sind doch alles nur blöde Vorurteile 😉 Jeder kann grün einkaufen, sogar, wenn er seinen Wocheneinkauf konventionell im Supermarkt macht. Schließlich haben wir uns ja jetzt genau aufgeschrieben, welches Obst und Gemüse wir bedenkenlos im Supermarkt kaufen können 😉
Ich schlage euch mal 3 Dinge vor, die den Wocheneinkauf grün machen:
1.) Wiederverwendbare Obst- und Gemüsenetze *
Verzichtet auf diese Plastiktütchen, die man neben der Waage im Supermarkt abreißen kann und investiert EINMAL in diese Tüten. Ihr könnt sie wiederverwenden und waschen, wenn mal etwas ausläuft. Und schon tragt ihr maßgeblich dazu bei, dass weniger Plastik, das niemals vollständig abgebaut werden kann, unseren Planeten belastet. Wem die Taschen zu teuer sind, dem lege ich noch diese Anleitung zum Selber Knüpfen eines Einkaufsnetzes ans Herz. Das kann man sich eben auch für das eigene Gemüse knüpfen. Gleiches gilt natürlich auch für die großen Einkaufstaschen oder -kisten. Am Besten, man investiert einmal in eine gute Klappbox oder Tasche, die man nahezu ewig wiederverwenden kann und lässt dafür die Plastiktüten liegen. Und wer das nicht möchte, der greift zur Papiertüte!
2.) Wochenplan und Einkaufsliste
Ihr kennt das. Der Wocheneinkauf steht an und ihr fahrt los. Ihr habt eine Liste und vergesst doch die Hälfte. Oder die Kinder wollen dies und jenes noch mitnehmen, der Mann geht sowieso immer hungrig einkaufen und schon landen Dinge im Wagen, die man eigentlich nicht braucht. Zuhause sind die Schränke voll, am Ende der Woche fliegt die Hälfte wieder in den Müll und man ärgert sich schwarz, dass schon wieder Lebensmittel verdorben sind. So oder so ähnlich lief es ewig bei uns ab, bis ich mich entschied, am Ende der Woche für die Folgewoche einen genauen Wochenplan anzulegen, der anzeigt, was wir wann essen und dann auch nur danach einkaufen. Bei uns sieht das ungefähr so aus:
Dazu nehme ich mir freitags einige Kochbücher in die Hand und schreibe mir raus, was lecker klingt und teile es auf die Woche auf. Daneben liegt ein zweites Blatt, das aufgeteilt ist in drei Spalten: Supermarkt, Biomarkt und Drogeriemarkt. Und was eingekauft wird, das steht auf dieser Liste und.sonst.nichts. Seitdem schmeißen wir praktisch nichts mehr weg. Übrigens: in Wochen, in denen die Kasse knapp ist, hilft der Plan auch! Denn es wird erst alles, was in den Schränken steht, verkocht, bevor neu eingekauft wird. Ein strikter Plan wirkt Wunder.
Ihr wollt euch die Spontaneität nicht nehmen lassen? Okay, müsst ihr ja nicht! Versucht, eure Einkäufe haltbar zu planen. In den Bioläden und guten Drogeriemärkten gibt es Linsen, Buchweizen und Getreidesorten in guter Qualität und nicht teuer. Füllt sie zuhause in Schüttel- oder Vorratsdosen um und ihr habt lange was davon! Hülsenfrüchte gibt es im Supermarkt, aus Tüten, Dosen oder Gläsern und im Biomarkt natürlich in Bioqualität. Wenn man dann keine Lust auf das geplante Essen hat, kann man ruhigen Gewissens tauschen oder doch eine Pizza bestellen.
3.) Tägliche Einkäufe zu Fuß erledigen, den Rest gesammelt und einmal mit dem Auto
Ja, wirklich. Das hilft! Wenn ihr jeden Tag frisch einkauft, was euer gutes Recht ist, dann versucht solche Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen und möglichst viel beim Wocheneinkauf mit dem Auto zu erledigen. Wenn man jahrelang täglich mit dem Auto mal eben irgendwo einkaufen fährt, verbraucht das neben Unmengen an Abgasen vor allem auch das eigene Geld!
4.) Grüne Kosmetik: die besten Adressen zum stressfreien Test
Vegane, tierversuchsfreie oder grüne Kosmetik ist gar nicht so schwer zu finden. Zum Beispiel findet man eine große Auswahl dessen schon beim Besuch des Biomarktes. In der Kosmetikecke gibt es häufig Bio-Kosmetik und auf der Verpackung ist dann auch angegeben, ob sie vegan oder tierversuchsfrei ist. Mir ist die aber manchmal auch einfach zu teuer, gestehe ich. Wer in Sachen vegane Kosmetik immer auf dem Laufenden sein will, kommt um Erbse’s Kosemtik Vegan nicht herum. Auf diesem Blog findet ihr neben einer genauen Übersicht stets relevante Themen und Recherchen zu allen möglichen Produkten. Übrigens sowohl für online Kosmetik als auch solche, die ihr in einfachen Drogeriemärkten bekommt. Erbse testet sie alle!
Und wem beim Shoppen die Erinnerung ausgeht, dem lege ich die App „Wer macht was?“ wirklich wärmstens ans Herz. Aber Achtung: die ist wirklich nur was für den Moment vor dem Regal. Denn wirklich umfangreiche Informationen findet man hier nur bedingt. Trotzdem; ist die Ampel rot, kann ich davon ausgehen, dass das Produkt nicht vegan und nicht tierversuchsfrei ist und es stehen lassen. Da vegane Kosmetik üblicherweise nun mal aus pflanzlichen Produkten hergestellt wird, ist sie per se „grün“. Wen Milch und Honig in der Créme nicht stört, der achtet zumindest bitte auf DIESE Siegel.
5.) Gesunde Luft: wenn es geht zu Fuß!
Wir haben eine Auto und nutzen es. Doch ich versuche, jeden Weg, den ich machen muss, zu Fuß zu machen. Damit mir das leichter fällt, mache ich hin und wieder, in regelmäßigen Abständen, folgendes Experiment: heutzutage hat ja fast jedes Auto einen Bordcomputer. Wenn ihr einen solchen habt, dann achtet auf euren Momentanverbrauch und den Durchschnittsverbrauch. Wenn euer durchschnittlicher Verbrauch beispielsweise bei 7,65 Litern auf 100 Kilometern liegt, dann versucht, anhand eures Fahrstils und mit Blick auf den Momentanverbrauch, euch selbst von Woche zu Woche zu toppen. Testet aus, wie ihr Spritsparend fahren könnt, welche Fahrweise total viel Benzin zieht und vor allem: Welchen Weg könnt ihr vernachlässigen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen oder vielleicht sogar komplett sparen?
Zum Beispiel kaufen wir einmal pro Woche unser Gemüse auf dem Markt ein. Den kann ich sehr bequem zu Fuß erreichen und meine Kinder lernen, dass Gemüse nicht in grünen Kisten im Supermarkt wächst. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Wir besuchen immer die gleichen Spielplätze, die zu Fuß nicht allzu weit weg sind. Wir machen aus einer längeren Strecke, für die ich auch einfach das Auto nehmen könnte, eine aufregende Reise durch unsere Gegend, betrachten dabei Blumen und Gräser, Tiere oder einfach unsere Mitmenschen. Die Zeit geht schnell rum!
Übrigens: wer keinen Bordcomputer hat, kann den eigenen Verbrauch des Autos natürlich trotzdem errechnen. Voll tanken, 100 km fahren, nachtanken und auf dem Kassenbon schauen, wie viele Liter man auf den letzten 100km verloren hat. Ich finde es erschreckend, wenn ich bedenke, wie viele Wege ich früher bequem mal eben mit dem Auto machte und wie viel Geld dabei aus dem Fenster geschmissen habe… Das lässt sich wahrhaftig vermeiden!
Das waren sie, meine ersten 5 Tipps für einen Einstieg in den grünen Alltag. Was davon beherzigt ihr, was geht euch leicht von der Hand und woran müsstet ihr noch arbeiten?
Wie grün empfindet ihr euch und euer Familienleben? Und wünscht ihr euch weitere Alltagstipps?
Dann lasst mir doch mal einen Kommentar da oder stellt eure Fragen. Ich freue mich!
4 Antworten
Angelika Zwickl liked this on Facebook.
Ein ganz wunderbarer Text, der wirklich helfen kann.
Wir selber ernähren uns vegetarisch und müssen uns da schon viel anhören (vor allem in Bezug auf den Sohn und meine zweite Schwangerschaft…).
Das Auto lassen wir auch so viel wie möglich stehen und Beutel verwende ich immer mehrfach. Solche Netze sind ja fabelhaft. Die werde ich mir mal besorgen.
Danke. 🙂
Sonnige Grüße
Sehr gute Punkte. Vor allem Punkt 2 und 3 haben mich inspiriert und werden wohl in unseren Alltag mit einfließen (:
LG Florian
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