Ich hab eine Maske

Ich hab eine Maske
und ich mag sie ganz gern.
Sie nimmt mir viel ab
und hält vieles fern.

Ich setze sie auf,
wenn ich sie brauch.
Und tausche ganz einfach
mein Gesicht mit ihr aus.

Das ziehe ich ab
und verstaue es sicher
in einem Schrank
mit all meinen Gesichtern.

Die Maske sitzt fest,
doch es gibt einen Haken.
Ihr Geruch ist für mich
kaum zu ertragen.

Sie stinkt erbärmlich
und das tut mir nicht gut.
Ihr Gestank – eine Mischung
aus Tränen und Blut.

Denn sie schneidet ein,
tief in mein Fleisch,
und hinterlässt Wunden,
Narben und Schweiß.

Sie juckt und sie drückt
und sie ziept und sie schmerzt.
Doch ohne sie leben –
Ich frage dich, Herz:

Kannst du das schaffen?
Lässt du das zu?
Ohne die Maske,
nur mein Gesicht, ich und du?

Ich halt ihn kaum aus,
diesen Gestank.
Dieser Ekel aus Trauer,
Verleumdung und Zank.

Wie gern würd ich’s zeigen,
mein vernarbtes Gesicht,
ohne die Maske.
Doch ich traue mich nicht.

Denn ohne den Schutz,
im Nacken geschnürt,
Lägest du frei,
und würdest berührt.

Dann träfen dich Schläge,
Worte und Schmerz.
Davor hab ich Angst.
Denn ich brauch‘ dich doch, Herz.

Ich nehm‘ meine Maske,
ich kann nicht mehr ohne.
Und was alle sagen
interessiert nicht die Bohne.

Ich ziehe es ab,
das blanke Gesicht
Und lege es weg –
denn ich nutze es nicht.

Die Wahrheit zu zeigen,
mich ganz frei zu geben,
Nein, Herz,
zu bedroht wär‘ dein Leben.

Ich schließe dich weg
und mein Gesicht auch.
Und die Maske,
setz ich wieder auf.

Sie ist steif und sie schmerzt
und sie stinkt unerträglich!
Doch, liebes Herz,
zu uns’rem Schutz ist es nötig.

So gehe ich raus
und zeige mich nie.
Doch die Schläge und Worte –
die treffen nur sie.

Ich hab eine Maske
und mag sie nicht gern.
Doch sie nimmt uns das ab.

Und sie hält alles fern.

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