#RabenmütterErzählen von der Zukunft für vegane Familien

Carmen ist taff. Wirklich. Alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, selbstständig / freiberuflich und eine waschechte vegane Öko-Mutter. Ich finde sie toll und möchte euch deswegen heute hier ihre Arbeit, ihr Leben und ihr online-Projekt der Ernährungsberatung für vegane Familien vorstellen. Bitte besucht sie doch mal hier: Carmen Hercefgi – Ernährungsberatung für vegane Familien, Schwangerschaft, Stillzeit (freie Artikel im Blog)

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Carmen,
du bist zweifache, alleinerziehende Mutter. Erzähl uns doch mal von euch!

Also ich wohne mit meinen beiden Söhnen Jamie (11 Jahre alt) und Yannik (10 Monate) im schönen Hamburg – zwischen Alster und Stadtpark. Ich bin 38 Jahre alt und selbstständig – aber momentan noch im Mutterschutz. Der Große geht schon in die 5. Klasse und der Kleine kommt im April in die Kita, damit ich wieder gaaaaanz viel arbeiten kann 😉

 

Ihr lebt in Hamburg. Du hast dort deine Ausbildung zur Ernährungsberaterin mit Zusatzqualifikation zur Beratung zum Vegetarismus und Veganismus abgeschlossen. Wie genau lautet dein Titel und was stellst du damit an?

Ich bin Ganzheitliche Ernährungsberaterin und Fachberaterin für Vegetarische und Vegane Ernährung. Zusätzlich habe ich einige spezielle Vegan-Seminare (Allgemein und Familienernährung) besucht. Den Ganzheitlichen Ernährungsberater habe ich z.B. bei den Paracelsus Heilpraktikerschulen hier in Hamburg gemacht. Der Ganzheitliche Ansatz bezieht verschiedene Ernährungsformen mit ein, wie z.B. auch Ayurveda oder TCM oder die Lehren von Hildegard von Bingen. Wie gesagt bin ich schon seit Jahren selbstständig. Eigentlich im Bereich Eventmarketing – und als Immobilienmaklerin hab ich auch 5 Jahre gearbeitet. Zugegebenermaßen habe ich vor allem im letzten Job ziemlich gut verdient – aber es füllte mich im Herzen nicht aus und hat mich nicht lange glücklich gemacht. Nun habe ich ja komplett auf die Ernährungsberatung umgeschwenkt und mir eine neue Basis geschaffen und damit meine eigentliche Zielsetzung im Leben gefunden, da ich mich ja auf Vegane Familien spezialisiert habe und damit wichtige Arbeit leiste. Dann weiß ich, ich kann irgendwann einmal diese Welt verlassen und habe Spuren hinterlassen. Das finde ich gut und war immer was ich wollte – ich wusste nur nicht welche Spuren ich hinterlassen will.

 

 

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Ich kenne dich noch von deinem Blog „Vegan in anderen Umständen“, den du jetzt mit der neuen Website zusammengefasst hast, auf dem du uns an deiner veganen Schwangerschaft hast teilnehmen lassen. Wie lange bist du jetzt Veganer?

Seit 2008 – wobei ich am Anfang eher nach dem Säure-Basen-Prinzip gegessen habe und erst ab 2011 ganz konsequent wurde.

 

Leben deine Kinder vegan?

Der Große nur zuhause (er darf komplett selbst entscheiden) und der Kleine bisher – inkl. Schwangerschaft – komplett.

 

Wie begegnest du Kritikern oder Kinderärzten, schließlich stößt diese Ernährungsform (das weiß ich aus Erfahrung) nicht immer auf Verständnis. Oder?

Witzigerweise hab ich NULLKOMMANULL Kritiker 🙂

Aber ich habe dazu einen ganz coolen Artikel verfasst, der auch beschreibt warum das bei mir so ist und wie man das auch schaffen kann. (Siehe Link zum Blog oben!)
Dein großer Sohn ist in einem Alter, in dem er durchaus eigene Entscheidungen treffen kann und sein Handeln mit Konsequenzen verbinden kann. Wie steht er zu Ernährung, sowohl zu seiner als auch zu deiner? Und lässt du ihn frei wählen?
Er ist ja als Omnivor aufgewachsen. Sein Vater hat auch wenig Verständnis für Vegan oder überhaupt für irgendwie gesunde Ernährung. Er hat selbst MS und könnte sicherlich sehr viel durch die Ernährung erreichen – aber auch da beisst man auf Granit.
Jamie findet es eigentlich ganz schrecklich was den Tieren da passiert – aber er bekommt diese Gedanken selbst noch nicht konsequent umgesetzt. Aber ich nehme an, er wird irgendwann an den Punkt kommen und das von ganz alleine tun. Inzwischen isst er zuhause auch wirklich alles mit. Eine Zeit lang war das echt schlimm. Kein Gemüse, kaum Obst, keine Nüsse, keine Hülsenfrüchte…. Da hätte ich ihn ohnehin nicht umstellen können. Also Du siehst: auch diese Probleme sind mir nicht fremd…
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Auf deiner Seite www.vegane-Familien.de führst du nun deinen Blog und deine Beratungsleistung zusammen. Welche Themen behandelt dein Blog denn jetzt noch? Und was findet man auf deinen Seiten?
Ich habe einfach noch ein wenig mehr zu der Familienernährung vor. Also nicht nur Schwangerschaft und Stillzeit, sondern auch Babies (z.B. Baby-Led Weaning, vegane Beikost) und Kinder. Außerdem gibts Rezepte, Infos zu Stoffwindeln oder sonstige verwandte Themen zu vegan oder Familien. Also alles was dem Thema Nachhaltigkeit nahekommt und vegane Familien interessiert. Und Buchrezensionen hab ich auch immer mal wieder.
Mein guter Vorsatz für 2016: endlich mit einem Redaktionsplan arbeiten, feste Tage für neue Blogposts und sinnvoll aufeinander aufgebaute Posts. Außerdem werde ich ab nächstem Jahr auch Webinare anbieten.
Was für Menschen kommen zu dir, sind es ausschließlich Veganer oder auch Omnivor lebende Menschen, die in deiner Beratung Hilfe bei einer Umstellung erhoffen?
Bisher hatte ich nur Veganer und Vegetarier. Aber ich schätze Omnivore und Flexiganer kommen bestimmt auch bald 😉
Wie bewertest du die Entwicklungen der letzten Jahre, ist vegan ein Trend, der wieder abflacht oder ist das Bewusstsein für vegane, gesunde Ernährung wirklich gestiegen?

Definitv Letzteres. Vegan ist kein Trend. Genauso wenig wie vegetarische Ernährung ein Trend war. Vegan ist einfach unser einziger Ausweg.

Haben unsere Kinder eine Chance auf eine einigermaßen tierleidfreie Welt?

Puuuuh – realistisch gesehen: Nein. Aber vielleicht mal unsere Enkel oder Urenkel? Aber ich schätze das wird nicht die ganze Welt betreffen, sondern erstmal die Industrienationen. Aber wir haben noch jede Menge Arbeit vor uns.

 

 

Und zu guter Letzt: ein Ausblick in die Zukunft.
Ich bin erst seit 2 Jahren Veganer, fühle mich aber keineswegs als Öko, auch wenn ich überall mit dem Argument konfrontiert werde. Meine Kinder wachsen avap (as vegan as possible) auf.  Wie ist dein Gefühl, wie man als Veganer heutzutage auf die breite Masse wirkt? Wird es einen Wandel geben und diese Ernährung eines Tages normal sein oder bleiben wir die Öko-Außenseiter?
Nee – das wird so normal sein wie vegetarische Ernährung heute. Schau mal wie viele normale Restaurants schon vegane Alternativen auf der Karte haben. Hier in Hamburg ist das schon echt extrem (und extrem toll). Da hat sich seit 2008 so unfassbar viel getan. Wahnsinn. Die Entwicklung verläuft gerade so rasant – und das ist auch gut so.
Klar mit unserem Komplettprogramm wie Stoffwindeln, vegane Klamotten, die auch noch fair produziert sind und schadstofffrei, mit unserem Lifestyle (viele lieber mit Fahrrad als mit Auto), Einkaufen nur Bio, Langzeitstillen, Tragen etc. etc…. ich glaube das überfordert in seiner Gesamtheit noch Viele 😉
Was meinst du, wie gehen Schulkameraden, Eltern von Freunden, andere Jugendliche später mit unseren Kids um, wenn die sich entscheiden, diese Ernährung fortzuführen?

Also die Schulkameraden von meinem Großen hab ich schon überzeugt. Die bekommen hier vegane Burger und Muffins und finden das voll cool. Frei nach dem Motto „Ey Fleisch ist doch voll uncool“.  Die Hamburger Schulcaterer haben sich auch schon drauf eingestellt. Schmeckt nur bäääääh. Einige Kitas und selbstkochende Schulen machen das aber schon richtig gut.

Die anderen Eltern sind meistens überfordert. Bei Geburtstagen kann man helfen – aber im Alltag kann das schwierig werden. Es ist schon problematisch wenn das Kind keine Milchprodukte konsumieren darf – wie das bei meinem Großen der Fall ist. Dann soll er oft erst nach dem Essen kommen oder ich bekomme panische Anrufe was das Kind denn jetzt essen kann. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber je mehr Veganer und Flexiganer es gibt, desto einfacher wird das ja dann ;)… Achso: und wir müssen natürlich aufpassen, dass wir unsere Kids nicht zu Außenseitern machen durch die Ernährung, denn Essen hat natürlich noch viel mehr Aufgaben als bloße Kalorienbefriedigung. Damit haben viele Eltern ein Problem – was ich am eigenen Leib auch erlebe. Wie entscheidet man denn jetzt am besten? Keine einfache Frage und manchmal bin ich in dieser Hinsicht auch nicht nur ein Ernährungsberater für vegane Ernährung, sondern auch ein bisschen Therapeut 😉
Liebe Carmen,
deine Antworten überzeugen mich auf ganzer Linie und ich danke dir sehr für deine Zeit und deine ehrlichen Antworten. Besonders dein Ausblick in die Zukunft stimmt mich froh: haben unsere Kinder also doch eine Chance, nicht der Außenseiter zu sein, sondern die Welt ein Stück besser zu machen.
Bei mir zumindest haben du, dein Blog und deine Einstellung Spuren hinterlassen und das ist ja, was du erreichen willst und was ich sehr schätze.
Liebe Leser,
ich hoffe, das Interview hat euch einen Denkanstoß gegeben oder vielleicht eine neue Richtung. Carmen bietet natürlich auch online Beratung z. B. via Skype. Und in 2016 werdet ihr hier noch mehr von ihr zu lesen bekommen.
Achso und wer Hunger gekriegt hat: Carmen stellt auch Rezepte online ?

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