Stell dir vor du bist beim ersten Date. Naja, oder kurz davor. Du bist voller Vorfreude, hast Vorstellungen und Fantasien davon, wie der Abend laufen könnte. Dein Nervensystem dreht völlig am Rad, du bist aufgeregt, ein wenig abenteuerlustig und weißt gar nicht so ganz genau warum. Sicherheit gibt es keine. Es kann dir niemand versprechen, dass der Abend in diese oder jene Richtung verlaufen wird. Aber du entscheidest dich, einfach alles dafür zu tun, dass es großartig wird. Nein, nicht einfach großartig. Es soll fantastisch werden. Lifechanging. Perfekt!
Also legst du los. Pflegst deinen Körper stundenlang, cremst hier und da, frisierst, räumst auf, kochst, backst, stellst die Wohnung um. Und du kochst nicht irgendwas, nee, weil irgendwas würde ja dem, was dich erwartet, gar nicht gerecht werden. Du kochst dieses eine 3-Gänge-Menü, weil DAS so perfekt aussah. Gut… Du hast es noch nie gekocht und auch nicht so richtig eine Ahnung davon, wie es gehen soll, aber es MUSS klappen. Es MUSS perfekt werden. Du gibst alles. Stehst den ganzen Tag in der Küche, dann wieder im Bad, dann wieder in der Küche. Noch eine Stunde! Los, jetzt aber wirklich mal Parfüm drauf, die schicken Klamotten an. Kerzen, Lavendel, der Wein! Der Wein muss atmen! Mist, der Wein. Los, los, los!
Perfekt und perfektionistisch haben überhaupt nichts miteinander zu tun!
Was passiert als Nächstes? Was glaubst du? Was ist realistisch? Also, in meiner Welt wäre der nächste, realistische Schritt der, dass ich mich vollkommen erschöpft aufs Sofa plumpsen lasse. Das trübt nicht mein „Frischverliebtsein“ und auch nicht meine Vorfreude – wohl aber meine Aufmerksamkeit. Denn so richtig ganz und gar da bin ich jetzt nicht mehr. War ich die ganze Zeit nicht. Ich war so sehr damit beschäftigt, alles perfekt zu arrangieren, dass sich jetzt meine Beine melden, auf denen ich den ganzen Tag gestanden habe und mein Kopf, der noch keine Sekunde hatte, auszuruhen. Müde und erschöpft starte ich also in den Abend, der doch aber perfekt sein sollte. Wird er das trotzdem? Eine Komponente fehlt in dem Spiel doch: Ich. Im Saft. In meiner Kraft. Ich kann gerade nur 80% zeigen. Der Rest sitzt auf dem Sofa und ruft „Lasst mich hier alleine sterben!“
Ja, mein perfektionistischer Anspruch hat mich durch so manches erste Date meines Lebens getragen. Aber perfekt waren sie nie. Denn das Bild von „Perfekt“, das mein Perfektionismus mir gezeichnet hat, beinhaltete enge Shirts und hohe Schuhe, Lippenstifte mit denen man nicht küssen konnte und am nächsten Tag ’nen Kater. Und zwar schlicht, weil mir der Mut gefehlt hatte, ich selbst zu sein. Und dieses ich, das im Saft steht und in der eigenen Kraft – ha, Leute, ich sag euch…. das ist nicht perfekt. Und stolz drauf. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mutig genug war, jede Form von Sicherheit und Kontrolle meiner Selbst willen abzugeben und einzutauchen in meine Authentizität. Jene, in der ich keine hohen Schuhe und engen Shirts mehr anziehe. Weder beim ersten Date, noch bei meinem Mann, mit dem ich übrigens 8 Jahre verheiratet bin, trotz der ganzen Unperfektion.
Wie ich Erfolg neu definierte
Und genau so arbeite ich in meinem Business. Unperfekt. Ich zeige mich. Zeige meine Fehler, meine Marotten, ich lache „zu“ laut und meckere „zu“ viel. Ich lehne mich auf oder dagegen und ich bringe mein Herz in absolut alles, was es zum Klingen bringt. Ich habe chaotische Websites und einen unaufgeräumten Blog, eine allgemein sehr unperfekte Unternehmensstruktur. Aber ich bin erfolgreich und stolz auf das, was ich geschaffen habe.
Denn ich bin in Verbindung. Dauernd. Das ist kein Ausflug mehr in sowas-wie-Verbindung und ich mache auch nix, was ich nicht mag. Nein, ich mache das, was ich aus meiner Community gespiegelt bekomme und was mich selbst bewegt. Ich gehe in Resonanz, bin jeden Tag in Kontakt mit den wertvollsten Menschen und spüre, dass das was ich tue, mittlerweile einen Unterschied macht. Und: Das niemanden meine chaotische Websites davon abhalten, mit mir in Verbindung zu gehen, wenn das Bedürfnis dafür da ist!
…..und das fühlt sich perfekt an.
Irgendwie habe ich so gelernt, auf der Couch sitzen zu bleiben, meine Beine zu entspannen und Pizza zu bestellen. Ein kraftvolles Mantra begleitet mich seit Kurzem und ich weiß nicht mehr, was zuerst da war: mein Learning aus dem Business oder mein Mantra, das dazu geführt hat…. ist auch egal. Aber jedes Mal, wenn ich in meinen Strudel aus „perfektionistischen Ansprüchen“ eintauche und es viel zu spät merke, dann klingt in mir drinnen ein Satz an. Er lautet:
„Mensch verdammte scheisse, jetzt nimm dich halt einfach, wie du bist!“
Ich weiß, dass „Ich bin gut wie ich bin“ für viele von uns noch viel zu schwer zu denken oder sprechen ist. Kein Wunder – die Wunden, die den gegenteiligen, negativen Glaubenssatz geformt haben, sitzen tief. Mir selbst kommt nicht selten die Kotze dabei hoch. Aber mich einfach so zu nehmen, wie ich jetzt gerade bin und zu akzeptieren, dass ich es nicht ändern kann oder will, setzt Kräfte frei. Unter anderem jene, die mich gnadenlos unperfekt und auch noch stolz darauf sein lassen.
„Starte unperfekt“
„Jetzt ist der Zeitpunkt, um unperfekt zu starten“, sagte Lena Busch als einen der ersten Sätze zu mir, als ich die Arbeit mit ihr begann – und er ist keinesfalls unbedeutend. Im Gegenteil. Seit nunmehr 8 Wochen hallt er in mir nach. Ich habe es diesem Satz zu verdanken, dass ich mich endlich traue, dieses Business, das bisher nur in mir so ganz lebt, jetzt in ganze neue Bahnen zu lenken. Loszugehen. Endlich einfach zu tun, was mich glücklich macht, was mich verbunden und frei zugleich sein lässt und was meiner Familie so gut tut. Unperfekt zu sein. Und nicht nur zu denken „Ach Hey, wir sind doch alle nicht perfekt“, sondern es auch wirklich endlich zu fühlen.
Heute gibt’s keine ersten Dates mehr. Aber es gibt Dates. Ha, und meine Güte – wie entspannend ist es doch, sich der Liebe eines Menschen sicher zu sein, ohne die Beine dafür rasieren zu müssen, oder? Und darum sage ich dir, liebe Leserin, die du bis hierher gekommen bist:
Du bist in meinem Herzen. Einfach so wie du bist. Unperfekt. Und schön.
Alles Liebe,
Deine Kathrin
2 Antworten
Ich liebe deinen Text! Vielen Dank! Ich will da auch hin. Ich bin auf dem Weg, ich fühle das Ziel schon in mir, aber in verschiedenen Bereichen stecke ich noch fest. Und ich bin ungeduldig und möchte alles gleich richtig machen.?♀️? Ich werde mir einfach deinen Text immer wieder durchlesen, wenn meine Ansprüche mich plagen.
Liebste Grüße!
Alles Liebe zu dir <3