Leute schnallt euch an: Papa Pelz ist zu Gast. Steffens Kinder sind 2012 und 2014 im zarten Abstand von nur 22 Monaten geboren und das war purer Zufall. Wie in jeder Familie haben diese beiden das System neu codiert und wie sich das anfühlte, das schreibt er in seinen Antworten auf meine Fragen ganz offen. Ich finde Menschen, die Fehler eingestehen und aus ihnen lernen, unheimlich beeindruckend. Und so tut es auch Steffen, der sich seiner Fehler und Unsicherheit bewusst ist und war und deswegen ganz klar sagt: so nicht nochmal. Toll! Ihr werdet begeistert sein.
Vorhang auf für Steffen und seine Einblicke in #ZweiunterZwei
Was sind die größten Herausforderungen bei Kindern, in so kleinem Abstand? Sowohl direkt zu Beginn als auch später noch?
Ruhig bleiben. Dieses Lametta, das deine drahtseilartigen Nerven sein müssten, stabil zu halten. Die Bedürfnisse der Kinder unterscheiden sich ja prinzipiell nicht sonderlich von denen Erwachsener, sie werden nur eben in einer mitunter sehr unverständlichen Art und Weise vermittelt… Und da geht’s den Ungeduldigen der Welt – um deren Krone ich mich unfreiwillig redlich bemühe – so semigut mit.
Schlafdefizit und Umstellung des Lebensrhythmus schleichen sich bei den meisten ja schon bei Kind No.1 in die Biographie; ab Kind2 wird’s nochmal ’n Zacken schärfer: Zwei freidrehende Radikalos bändigt ein/e Erwachsene(r) nicht mehr sooo souverän, also schränkte sich bei uns auch die Freizeitgestaltung noch mehr ein. Wie das mit noch mehr Kids als Zweien zu zweit funzt, da fehlt mir ehrlich gesagt die Vorstellungskraft. Hut ab an der Stelle an Kerstin von chaoshoch2.com, wie sie das mit ihren drei Lütten wuppt! <3
Welche Zeit nach der Geburt des zweiten Kindes fandest du am herausforderndsten / schönsten / schlimmsten?
Die Wochen und Monate direkt nach der Geburt von K2 waren fürchterlich: K1 schleifte ich kaum 4 Wochen nach der Geburt ihres Bruders in die Krippe, was sie entsprechend frenetisch spiegelte. Wie im ersten Jahr üblich, gab es den gesamten Herbst und Winter über ausgiebig Geschenke aus der schier unerschöpflichen Kakophonie der Keime und Viren. Mehr oder weniger ständig waren die Mama, der Lütte oder die große Schwester krank. Das war ne ziemliche Herausforderung.
Am schlimmsten war für mich persönlich vor Kurzem die Eingewöhnung des Kleinen in die Krippe – seit ich seit seinem 8. Lebensmonat das Stillen quasi vollständig übernommen hatte, bin ich für ihn zu so etwas wie einer Nr.1 geworden. Dass der kleine Sack dann sich so fix und umfassend an die KiTa gewöhnte, hat mich beim Loslassenmüssen extrem schlucken lassen.
Das Schönste war für mich persönlich vor Kurzem die Eingewöhnung des Kleinen in die Krippe – und nein, das ist kein Copy&Paste-Fehler. Das Selbstverständnis und überaus große Vertrauen, das der kleine Mann spiegelte, war letztlich ein unbändiger Liebesbeweis: „Du schaffst das schon Papa – und ich schaff das auch schon.“ Etwas tolleres als eine intrinsisch motivierte Freude am Entdecken mit dem Urvertrauen, dass ich ihn Menschen anvertraue, die gut für ihn sind, ist mir in der Zeit nicht über den Weg gelaufen. Und seine Schwester erblühte ebenfalls bei der Gewissheit, dass ihr Bruder jetzt auch wie sie selbst in den Kindergarten geht – und sie ihm dort sogar teils über den Weg läuft.
Vor- und Nachteile des Altersabstandes: Gibt es sie? Was sind sie für dich?
Vor- und Nachteile hat jeder Abstand – was bei geringem Abstand die ähnlichen Interessen und Fertigkeiten sind, ist bei größerem Abstand die Geborgenheit, die ein älteres Geschwisterkind vermitteln kann, während es in erster Hand selbst Verantwortung für ein anderes Wesen erfahren kann (wenn es denn gelassen wird).
So gefragt: Es gibt vielleicht Unterschiede, aber sie wiegen sich meiner Meinung nach auf. Letztlich kommt es eher auf die Bereitschaft an, das Leben entsprechend zu führen; bereit zu sein.
Es sind 0 Grad und Schneeregen, du musst mit beiden Kindern zum Kinderarzt. Dein Baby ist 4 Monate alt, dein Kleinkind entsprechend eures Abstandes älter. Zusätzlich hat es Angst vorm Kinderarzt. Der Termin ist morgens um 8 Uhr. Ihr fahrt 20 Minuten mit dem Auto, das Baby wird voll gestillt. Es gibt keine Parkplätze, nur ein Parkhaus in der Nähe (ca. 5 Min. Fußweg). Wie löst du das?
Ich fahre mit der Bahn. (Isch ‘abe gar kein Auto. 😉 ) Die Große kommt in den Wagen, der Lütte ins Tuch. Ich diskutier mit K1 anhand ihres Körperbuchs, dass die Kinderärztin nur sicherstellt, dass sie weiterhin gesund bleibt. Auf der Fahrt haben wir Zeit für jede Menge Ablenkung vor den Arztvorbehalten: Leute steigen ein und aus, draußen fliegt die Welt vorbei. Und Singen geht auch immer. Der Lütte – mein Milchspendereflex ist nach wie vor dürftig ausgelegt – kriegt die Flasche, sobald er sich meldet.
Und auch, wenn beide schlechte Laune haben mögen: Wenn’s um die Wurst geht, hab ich schier unendliche Geduld. Und in dieser Situation isses halt so – selbst wenn beide die Bahn taub schreien würden. Das ist aber interessanterweise nie der Fall.
„Das sagt einem ja auch keiner“ – worauf hättest du dich gern vorher eingestellt?
Das tatsächliche Ausmaß der MüdiZZZZZZZ….
Schonungslos: hast du ein Lieblingskind?
Jein. Vor nem halben Jahr hätte ich den ziemlich unkomplizierten kleinen Mann nominiert, einfach schon deswegen, weil er mich wesentlich weniger Nerven kostet. Auch heute noch.
Mittlerweile hab ich aber echt zu schätzen gelernt, um wieviel schwieriger es seine große Schwester hatte: Mit unserem Unwissen, unserer Erwartungshaltung, den Zweifeln und eigenen Unsicherheiten, den die kleine große Empathiesensorin spiegelte und wir es als ihre Probleme misinterpretierten. Seit ich verstanden habe, was und wie ihre Bedürfniswelt ist, ist auch unsere Beziehung um Welten besser geworden, und ihre einstige Präferenz zur absoluten Nummer 1, die Mama, hat sich relativiert.
Das Lieblingskind ist also eher situationsbezogen als absolut: Mal das eine, mal das andere. Zum aus der Haut fahren bringen mich beide genauso fix, zu Glückstränen rühren mich aber auch beide gleichermaßen. Nur eben mit unterschiedlichen Dingen.
Und zu guter Letzt: würdest du es wieder genauso tun? Und wenn ja, warum?
Nö. Jetzt weiß ich ja, wie es geht… 😉
Ich hab jede Menge Fehler gemacht, die ich nicht mehr machen würde. Dafür würden mir jede Menge anderer unterlaufen. Die Quintessenz ist wohl: Ich würde mir weniger Gedanken darüber machen, was ich alles falsch machen kann. Würde von Anfang an authentisch zu den Kids – wie auch dem Rest der Welt – sein. Und damit im Wesentlichen wie beim Lütten unterwegs sein: Der ist für mein Empfinden nämlich quasi ein Bilderbuchkind, das bisher nicht allzuviel unnötigen schubladigen Blödsinn ertragen musste.
{Die bisherigen Interviews findet ihr hier: #ZweiunterZwei }
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